Interwoven

Der Angriff kam mit einem direkten Schlag auf Kopfhöhe. Meine Hände schnellten vor, um den Impuls umzuleiten, bevor er mich traf. Wir übten an einer besonderen Aufnahme, die im kurzen Takt mit zwei aufeinanderfolgenden Bewegungen die Situation zum eigenen Vorteil verwandelte. In solchen Momenten mogelt sich sehr schnell der Eindruck ein, viel zu viele Arme zu besitzen, die einer Koordination bedurften.

Das Verworrene des noch Ungeübten brachte einen Stein ins Rollen: Die Gedanken darüber verschoben kurz meine Aufmerksamkeit, bis ich überrascht feststellte, viel zu nah bei meiner Angreiferin zu stehen.

Mit dem Erkennen reagierten sogleich meine Schultern, als ginge es hier um ein Pingpong-Spiel in dem alle mitmachen wollten, denn der ruhende tiefe Schwerpunkt bewegte sich zeitgleich nach oben und das hintere Bein kreierte durch ein gerades Abstützen den Untergang meiner Bewegungsfreiheit; ohne es gleich zu bemerken, verwandelte ich mich für eine Nano-Sekunde in eine Kriegerin der Terrakotta-Armee. Ein kleines Antippen meiner Trainingspartnerin reichte.

Wir lachten und übten weiter …

Anm. z. Titel:

Es ist nicht die Technik, die als sichtbares Ziel vor meinen Augen aus dem Nichts entsteht. Ich kann sie tun, ohne sie zu füllen, wie ein abgerollter Feuerwehrschlauch könnte ich sie betrachten. Die Form wäre zwar perfekt, besitzt aber so keine Aufgabe und keinen Sinn. Sie ist nur Mittel zum Zweck zu etwas Magischen, das jeder ernsthaften Übung in einem Miteinander innewohnt:

Denn Körper und Geist sind verwoben, verändern wir eine Seite, dann verändern sich beide. Jede einzelne Technik ist eine Koordination dieser beiden Elemente, ein Annähern mit jedem Training. Und dies innere Annähern lässt fließende Kraft entstehen, die sich ihren Weg im Außen sucht. Wenn wir uns selbst verändern, dann verändern wir unsere Welt und diese beginnt mit dem Menschen, der vor uns steht.

Das ist Yin und Yang.


„Interwoven“, engl. verwoben, verflochten