Ringsherum verwoben

Irgendwo schien sich ein Prinzip zu verbergen, das ich noch nicht erkannte. Das konnte gar nicht anders sein! Meine Lehrerin erklärte mir die Besonderheiten einer Technik. Begeistert probierte ich die Umsetzung und probierte und probierte. Zweimal, dreimal, mehrmals. Meine Bewegungen wurden ungenauer und fahriger, mein Tun fügte sich einfach nicht meinen Vorstellungen.

Es ging nicht um brandneue Dinge. Es waren Dinge, die ich schon einmal erklärt bekam, die sogar das eine oder andere Mal für sich gesehen ganz gut klappten und doch gerieten sie für meinen Körper in Vergessenheit. Sie waren nicht konstant auf Abruf parat! Es fehlte ein Mittelteil zwischen Wissen und Umsetzung. Warum blieb das Gelernte nur in kleinen Teilen, wenn überhaupt? Was sah ich nicht?

In der Trinkpause ließ mich der Gedanke nicht los. Das heute Besprochene war ein in Erinnerung gebrachtes Wissen. Nun gut, ich musste zugeben, es fühlte sich nun anders an, als noch vor ein paar Monaten. Die Umsetzung erschien mir klarer, logischer, geschmeidiger und vielleicht auch deshalb in einem anderen Licht. Es fühlte sich an, als besäße das zu Lernende ein anderes Aussehen, eine andere Farbe im Empfinden.

Hmm. Also hatte sich etwas verändert! Es war etwas in mir selbst. Vielleicht ist es beim Erlernen einer Sache prinzipiell so, dass es noch ganz andere Dinge benötigte, die wir mit dem Auge nicht erkennen oder wahrnehmen konnten! Warum war es so selbstverständlich für mich, dass sich Umsetzungslücken nur durch ein wiederholendes Training auf magische Weise schlossen? War dies nicht die Betrachtung von einer Seite?

Wenn wir mit unserem Körper etwas tun, dann bewirkt dies etwas in unserem Innern und wenn wir etwas denken, dann findet sich dies in unserem Tun. Resonanzen bestimmen die Welt, warum sollte das beim Erlernen anders sein?

Zufrieden trank ich mein Wasser aus. Also lernte ich doch! Es war noch nicht zu sehen, aber es fühlte sich anders an.

Farbig!

Körper und Geist suchen beim Lernen gleichzeitig ihren Weg, sie starten nur von unterschiedlichen Stellen. Beide Seiten müssen sich üben. Sie gehen aufeinander zu, verdichten sich und entfalten sich dann gemeinsam zu einem neuen Können, als zeige der Regenbogen seine Farben, der Wassertropfen sein Schillern und wir selbst unser Lebendigsein in einem Pulsieren, das uns stetig wachsen lässt …