Das Finden im Tun

Schon wieder! Etwas brachte mich aus der inneren Bahn, als schubste ich mich selbst zur Seite. Die Bewegung blieb dadurch nicht fließend; sie wurde eckig. Ich wusste, warum es passierte, konnte es aber noch nicht abstellen. Vielleicht gehörte es zu den Dingen, die erst nach tausend Wiederholungen vom Körper begriffen wurden; bis dahin musste ich mich wohl gedulden, da half auch kein gefühltes Stirnrunzeln.

Es war eine von meinen Baustellen, die sich beim Trainieren gnadenlos zeigte. Immerhin war ich mir dessen bewusst. Ich wusste aber auch, dass sich der Ansatz zu einer Lösung nur bei mir selbst fand. Wenn ich diese besaß, dann zeigte es sich ebenso auf der Matte.

Bewegte ich meinen Körper von links nach rechts, so konnte ich dies wie ein Pendel tun, das irgendwo hing. Ein Verändern der Richtung wurde damit schwer. Bewegte ich meinen Körper vor oder zurück, dann konnte ich dies ebenso tun, indem ich mit dem ganzen Schwung in den Schritt fiel, sodass das Aufsetzen des Fußes einen Punkt hinter die eigene Bewegung setzte; Roboter machten das auch.

Weder das eine oder das andere möchte ich an mir selbst sehen und trotzdem geschah es immer wieder. Das waren dann die Momente, die wirklich meine Geduld herausforderten. Schaffte ich es nicht, meinen Körper im Lot zu halten, begab ich mich freiwillig in eine aufgezwungene Abhängigkeit, die sich nicht nur ungut anfühlte, sondern auch viel zu viel Zeit für eine schnelle Reaktion verschenkte.

Mit viel Geduld erklärte uns unsere Lehrerin das Prinzip des „Shiften“. Sehr deutlich zeigte sie dies innere Ruhen, dies gefühlte Verschraubtsein mit dem Boden, das aber keines war, da ein Verändern der Position spielend geschehen konnte. Gleich einem gleitenden Puck auf einer Eisfläche blieb die zentrierte Form; ein Agieren in jede Richtung war möglich. Selbst der Impuls von außen veränderte nicht das zentrale Gefühl des Gleitens, die Energie wurde einfach begleitet.

Reduzierte ich nun meine Bewegung so, dass ich ganz bewusst die eigene Achse wahrnahm und das Körpergewicht von einem Bein zum anderen verlegte, dann ließ sich gut das Gefühl innerhalb der Hüfte erspüren: Als hielte der Körper eine Waage mit beiden Händen, die letztendlich ihre Auswirkungen bis in die Füße brachte und eine innere Stabilität schenkte. Vielleicht war es genau das, was Yoda machte, wenn er scheinbar gleitend wie auf einer Wolke seinen Weg fand.

Nachdenklich übte ich. Wie sehr übernahmen die hereinkommenden Impulse die eigene Bewegung? Wie sehr ließ ich mich durch ein Außen bestimmen? Wie ausgeglichen blieb ich mit dem, womit mich die Welt konfrontierte? Unser Körper war nicht nur Gestalt, sondern eine verschmolzene Einheit mit unserem Innersten. Wenn etwas für das Äußere galt, dann galt dies auch für den Rest und umgekehrt.

Dann fielen mir Yodas Worte zu Luke Skywalker ein, der sich ebenfalls vor einer schwierigen Aufgabe sah. Ich musste lachen. Es passte einfach zu gut …

„Do. Or do not. There is no try.“

Manchmal ist Lernen nicht einfach, da es Prinzipielles in uns selbst langsam aber sicher verändert. Es fällt nicht vom Himmel, aber wir können üben und üben und üben und irgendwann fühlt es sich vielleicht doch so an, als wäre es zack einfach da …