Die aller-allerschönsten grünen Strümpfe

Ich konnte nicht anders. Meine Aufmerksamkeit sprang bereits über den kleinen Graben und ging mit schnellen Schritten durch einen Teil des Waldes, den ich schon seit Monaten nicht mehr betreten hatte. Mit einem „wenn du meinst“ im Ausdruck seiner Augen folgte mir mein Hund; ein Begleiter mit Geduld.

Ruhe nahm uns auf; alle Geräusche der Welt schienen uns nicht zu folgen; selbst die eben noch deutlichen Vogelstimmen hallten als Spiegelung des hinter uns liegenden Weges; Töne flüsterten hier.

Sachte strich ich über die Rinde der Bäume und blieb bei einem stehen. Moos umschloss seinen Fuß, als wolle er ihn nie wieder hergeben. Ganz nah betrachtet, türmten sich winzige, weiche Sträucher, bildeten Gassen, umrundeten Unebenheiten und fanden erneut zusammen. Das filigran Schöne zeichnete dem Umfassten ein Bild.

Meine rechte Hand erfühlte die grünen Wolken; mit der anderen wollte ich mich an der Rinde abstützen. Erschrocken sprang ich zurück; etwas Nass-Feuchtes klebte an meinem Finger und wollte sich nicht lösen. Skeptisch betrachtete ich die Ursache.

Eine kleine graue Nacktschnecke saß dort, als wolle sie hoch erhobenen Hauptes sagen: Hier bin ich und hier bleibe ich. Vorsichtig brachte ich sie wieder zurück zum Stamm; anscheinend war sie Mitglied einer Familie, die gerade hier die Umgebung erkundete.

Ich schaute nach oben und horchte in den Wind. Hier war ich im Zentrum einer Welt, die unerkannt genauso an tausend Orten existierte.

Jedes Mal, wenn ich sie berührte, dann gehörte ich dazu. Ich wurde zum Teil eines Teils, ob ich wollte oder nicht, auch wenn es überraschend war … ich lächelte, denn eines wusste ich ganz genau:

Ich wollte!

Photo by Joshua Woroniecki on Unsplash

Wenn Bäume älter werden, dann bekommen sie Falten, genau wie wir Menschen. Diese Falten beginnen von unten. „ … als ob sie es hinausposaunen wollten, machen sich nun Moose daran, diese Risse zu besiedeln. Dort hält sich die Feuchtigkeit der letzten Regenfälle und tränkt die Polster. Schon von Weiten können Sie daher das Alter von Buchenwäldern abschätzen: Je größer der grüne Bewuchs sich den Stamm hinaufzieht, desto älter sind die Bäume. Aus: Peter Wohlleben, Das geheime Leben der Bäume; was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt, 39. Aufl., München, 2015, S. 61.

Dort wo Leben seine Zeit zeigt, erscheint es mir überdeutlich präsent. Ein Berühren verbindet und lässt teilhaben an den Jahren, an den Tiefen, an dem Sein;

unsagbar schön …