Im Grunde ist es radikal und gleichzeitig fast unscheinbar. Es zeigt sich als eine Polarität, die mir vorkommt, als dehne sich ein Gummiband von einer Seite zur anderen. Wenn sich der Fokus darauf einpendelt, lässt sich ganz einfach daran zupfen: Ein Wahrheitsgehalt mit messbarer Schwingung entsteht.
Stete Wiederholungen eines einzigen Sachverhalts, einer einzigen Technik oder sogar nur einer schlichten Bewegung erscheinen simpel. Sie werden gemacht, gemacht, gemacht und doch übernimmt der Körper die Aufgabe, bei jeder Wiederholung eine Winzigkeit, eine Nuance oder Facette innerhalb der Ausführung zu verändern. Wir merken es nur oftmals nicht. Erst wenn das dazugehörige Gefühl in den Vordergrund tritt, schafft es diese Tatsache, unsere Aufmerksamkeit zu erreichen.
So fließen beim Üben innere Impulse in unser Empfinden, werden kräftiger und gewinnen ein Eigenleben, das die eigentliche Technik mitunter verblassen lässt. Der Körper zeigt sich als situationsveränderndes Werkzeug, das wandelt und weitergibt.
Manchmal wünschte ich mir, die dabei entstehenden Wirbel seien mit Glitzer bestreut und von einfallendem Sonnenlicht beschienen. Wie viel leichter könnten wir das „So-ist-es-gut“ erkennen!

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Damit das Wissen über Formen und Prinzipien überhaupt ins eigene Bewusstsein sickern kann und sich nicht als ein bloßes Außen abspielt, braucht es auch der Übung, die nicht durch Andere beeinflusst ist, also ein Üben für sich ganz allein.
Nur wir selbst wissen tausend Mal mehr über den einen Pol, der seine Befestigung im Innern der Seele findet. Nur wir selbst kennen das Lot unserer Achse und nur wir selbst erblicken die Tiefen unseres Zentrums. Die Aufgabe liegt darin, die eigenen Wegweiser auch wirklich zu lesen und nicht zu ignorieren, als seien sie in einer fremden Sprache, die uns nichts sagt. Wenn wir dies ernst nehmen, erkunden und schließlich meistern, dann wird das Wissen um uns selbst zu einem soliden und haltenden Bewusstsein.
Und dann, ja dann kommt etwas ins Spiel, das sich dann mit voller Macht zeigen mag. Der Unterschied zwischen siegen und gewinnen:
Das Erstere besagt im Grunde nur, dass wir durch eine Finesse, durch Hohlräume, durch das Brechen des Gleichgewichtes oder einfach durch eine bessere Positionierung den entgegenkommenden Impuls auslaufen ließen. Und das Zweite?
Das ist Wachstum …

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Kunst ist ein Ausdruck des Ichs. Es ist eine Interpretation unserer Seele, die durch sich selbst ihren Zugang zu einem Außen findet, sei es im normalen Leben oder auch in der Kampfkunst.
Deshalb wollen Techniken oder Bewegungsmuster oder logische Konzepte mit dem Körper -ohne einen Einfluss von anderen- pur empfunden sein. Erst dann „sehen“ wir,
denn Gefühle ertasten die Welt.

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Wie wahr, was Du da sagst und mit wunderschönen Worten beschrieben hast.
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Deine Worte pusten mit einem Atemzug das graue Wetter weg! Danke Dir, Werner! Lieben Gruß, Christine
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