We just love it!

Freitagnachmittag. Quirlige Einkaufsstraßen verwuseln Lachen, Rufen und Wortfetzen. Klänge eines Saxofons ertasten Häuserwände, verweben die Farben des Miteinanders und überlassen den viel zu schnell Hindurchhastenden das unglückliche Los des gerade nicht Wahrnehmens. Jedes Detail fügt sich als unabdingbares Puzzlestück, das ohne sein Zutun dem sich bietenden Bild die Vollkommenheit nähme:

Ein Hochzeitspaar sitzt erschöpft vom Fotografieren auf einer Bank. Freunde und Verwandte umrunden sie mit Aufmerksamkeit; alle gönnen sich eine genussvolle Pause. Ein Mädchen zieht ihre Mutter mit verträumten Augen zu den Auslagen eines Spielzeugladens; der größte Teddy der Welt wartet dort auf sie. Einen Schritt weiter sinnieren zwei ältere Herren tief versunken über schwarz-weiße Springer und verschenken damit dem wahrgenommenen Moment ein wenig Ruhe.

In Sichtweite beginnen die feinen Läden mit wuchtigen Glastüren. Anzug-tragende Türsteher mit kringelig verkabelten Ohren bewachen die Pforten, als stünden sie höchstpersönlich in einer Szene mit James Bond; Menschen mit klitzekleinen geföhnten Hunden kennen das Passwort und erhalten Durchlass.

Auf der angrenzenden Straße suchen sonnenbebrillte Autoposer die Blicke der Flanierenden, zeigen Ellbogen und schicken den Beat des aufgedrehten Radios aufs Pflaster hinaus. Begeistert betrachte ich die Darbietung: Die Autos erschienen mir riesig und unglaublich laut, dafür aber blitzeblank; Respekt, also für das Letztere.

Eine Frau fällt in mein Blickfeld. Grazil und völlig fehlerfrei wandelt sie auf beeindruckende Weise auf sehr hohen Stilettos über das unebene Kopfsteinpflaster. Mit weiter Hose, flatternden Oberteil und wehenden dunklen Haaren schien sie gerade mit einer aus sich selbst heraus lebenden Leichtigkeit einem Magazin entsprungen zu sein; ein Kunstwerk, eingefügt im Allgemeinen.

Diskutierend stehen zwei Männer an der Seite. Der eine groß gestikulierend, während der andere gelassen seinen Zigarillo raucht. Leichte Rauchkringel versickern in Luftwirbeln, die mich erreichen. Herb, würzig, leicht aromatisiert, als ummantele etwas Schokolade einen Schluck Rum; ein in sich verpackter Hauch.

Entgegen dem Strom durchschreitet ein Luftballon-Verkäufer die Reihen, stellt sich den kurz irritierten Blicken, schwimmt für einen Moment mit den Neugierigen, löst sich, dreht sich, berührt Hände und Kleidung und lässt die bunt hüpfenden Ballons immer wieder neu ausrichten, als seien sie lebend und mit einem eigenen Sinn verzaubert.

Auffallend lackierte Fingernägel berühren das Vorbeihüpfende und ein Lächeln verschenkt sich, das einem Ihm gehört. Braunes wallendes Haar findet sich farblich in den extravaganten Schuhen und die Knöpfe des Hemdes verglitzern die restliche Sonne des Nachmittages. Alles passt zu allem, eine Einheit, die sich sehen lassen kann.

Mit all den unterschiedlichen Bildern im Sinn betrachte ich gut gelaunt auf einem Hänger präsentierte Ware. Ein gegenüber platzierter Spiegel wirft mir im Augenwinkel meine Bewegung zu und lässt mich aufschauen. Ich sehe mein eigenes Freuen über diese Buntheit.

So ist es wohl, ab und an fühlen wir es:

das Wandeln auf dem gemeinsamen Band.

PHOTO by No Revisions on Unsplash

Titel-PHOTO by Artur Kraft on Unsplash

Ausgefallen, kurios, markant und oft schrill empfinden wir die Städte, dies Zusammenkommen auf engen Raum. Und trotzdem zieht es uns immer wieder dorthin. Vielleicht vibriert unser Innerstes, als zupfe das Außen an den Saiten der Seele; ein Erkennen der unendlichen Möglichkeiten.