Uraltes lag da: unbeobachtet, optimal zurechtgelegt und drapiert. Der Ort schien einfach geduldig zu warten, als stünde er an der Haltestelle bis der nächste Bus kommt. Zufällig kam ich vorbei und fühlte mich deshalb frei, dieser unausgesprochenen Einladung zu folgen. Meine Hände streiften das Werkzeug vergangener Zeit. Selbst das völlig Solide aus Metall zeigte Rundungen, Rillen und Kratzer, ein Kleid mit Charakter.
Leder, eigenwillig duftend, Bodendielen, überlaut knarrend, Balken, tief hängend und dunkel, Eindrücke, die sich vermischten und mich in einem Bild der Jahre verfingen. Ein gestohlener Moment, der eigentlich nicht mir gehörte, sondern ihm.
Er, der Schumacher, der Überzeugte, zutiefst Verwurzelte, der leidenschaftlich Werkende, der sich im Tun wiederfand, denn sein Schaffen half anderen den Weg sicher zu gehen. Ich fand ihn, denn Seelen färben die Luft zwischen Hier und Da.
Sein Auge begleitete die Hand, denn alles an ihm fixierte. Immer wieder fuhr er mit den Fingern über noch hervorstehende Kanten, ein Führen und Tun in einem. Facetten zogen sich im Werk zusammen, als forme er kleine Zuckerkügelchen, die genau jetzt auf meiner Zunge zergingen:
vollkommen.

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Körper und Geist, beide vermögen es und gemeinsam sind sie mehr als ihre Summe. Beide berühren und öffnen Welten.
Jeder Mensch besitzt seinen eigenen Klang. Eine Umarmung oder Fokussierung verrät: Sie verschenkt die Schwingungen, die wir hören, Farben, die wir sehen und Musik, die uns berührt. Für einen winzigen Moment dürfen wir teilhaben an einen Blick nach außen, der nicht der unsere ist, als leihe man den eigenen Platz auf der Schaukel, deren Rhythmus geprägt durch Ahnen, durch Welt und Wärme seine geheimnisvolle Struktur erkennen lässt.
Wir erkennen die Zeichnungen, die wir tragen. Denn wir sind Wesen der Resonanz … des Teilens, des Miteinanders, sei es nun in Verbindung mit einem Gegenüber oder mit der Zeit, die uns durch Gedanken reisen lässt.
Meine, deine, unsere Welt … sie schenkt Bewusstsein … wenn wir es wollen.
Seelen färben die Luft zwischen Hier und Da: und das erlaubt doch, dass wir in Andere und Anderes hineinspüren können, manchmal nur für einen Lidschlag, manchmal aber auch verfestigt nach erneuter Suche.
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Das sehe ich auch so! Eine Umarmung kann so viel verraten, wenn wir uns auf den anderen wirklich einlassen wie auch ein Raum erzählen kann, in dem eine Person lange gelebt hat, Jeder kann diese Farben aufnehmen, wenn wirklich der Wunsch da ist, den anderen vom Gefühl her erfassen zu wollen, ungemein spannend! Lieben Gruß, Christine
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Und selbst nur durch das Lesen Deiner Zeilen kannst Du Schwingungen in uns auslösen, als säße man gemeinsam auf einer Schaukel.
Du hast so einen tollen Stil, um all das rüber zu bringen.!
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Oh ich freue mich sehr, Werner! Vielen Dank für Deine Worte! Lieben Gruß, Christine
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Resonanz auf unendlich vielen Kommunikationsebenen
Mehr kann ich momentan ob deiner mich beinahe verstummen lassenden Zeilen aufgrund ihrees auf’m Punkt sein nicht verleisen lassen
Herzlichen Dank dafür
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Danke Dir für Deine Worte, Axel! Ich freue mich! Lieben Gruß, Christine
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Es mag durchaus sein, daß es uns in gewissen Momenten möglich ist, einen Einblick in die subjektive Unendlichkeit unseres jeweiligen Gegenübers zu erlangen, allerdings wäre ich mir nicht so sicher (und der vorliegende Text scheint mir dahingehend eine Sicherheit auszudrücken), daß dies stets harmonisch ablaufen würde, da dies, scheint mir, eine Art grundsätzlichen Gleichklang unter allen Menschen voraussetzen würde, der, denke ich, schlechterdings nicht gegeben ist.
Oder wie sonst wären die offenbaren Disharmonien (d. h. Mißklänge) der Gegenwart (wie Vergangenheit) zu erklären?
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Den Klang des anderen wirklich erfahren zu können, das erscheint mir nur möglich, wenn wir uns mit dem Gegenüber bereits in Harmonie befinden, es ist sozusagen die Zugangsvoraussetzung. Da bin ich mir völlig sicher. Intuitiv erfassen wir ziemlich schnell die Sachlage, ob unser Gesprächspartner mit einem selbst harmoniert oder nicht. Jegliche hier gefühlte Disharmonie verweigert den Zugang, als stünde ein Löwe vor der Tür, der nicht nur ein Gespräch, sondern auch ein Auskommen in egal welchem Moment fast unmöglich macht.
Das harmonische Bewusstsein zwischen den Menschen wird als Geschenk dargereicht oder verwehrt. Wenn es beide Möglichkeiten gibt, warum sollte nicht irgendwann der Tag kommen, der allen ein „Sehen“ des anderen möglich macht?
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Vielen Dank für Deine abermals tiefgründige Antwort! Ich wäre mir da allerdings nicht so sicher, wie Du es dir anscheinend bist, daß dieser Gleichklang die unabdingbare Voraussetzung sei für einen Ein- oder Mitblick ins Wesen unseres jeweiligen Gegenübers. Aber vielleicht reden wir auch über unterschiedliche Dinge? Ich meine, mir geht es vornehmlich um die Momente, in denen man spürt (oder zumindest meint, dies zu tun), den anderen so zu erfassen, wie er wirklich ist, wenn sich sozusagen die Innenperspektive des anderen für einen selbst – vorübergehend (denn anders ist dies wohl kaum möglich, solange man selbst noch ein eigenständiges Wesen ist) – eröffnet, man eben mehr als nur eine Ahnung von dem Kosmos erhält, der – von außen betrachtet – im anderen verborgen liegt. Dabei kann sich, denke ich, durchaus herausstellen, daß dieser Kosmos ein ganz und gar anderer ist als der eigene, und diese Fremdheit mag man dann als geradezu überwältigend erfahren, gerade weil man sich ihr in diesen Momenten des (Ein-)Blicks in das andere Ich – jenseits des eigenen Ichs (und seiner Kontrolle) – nicht entziehen kann.
Daß diese Erfahrung am Ende dann stets als eine harmonische empfunden würde, wie Deine Überzeugung mir zu implizieren scheint, ist m. E. keinesfalls eine Gewissheit!
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Das ist schön beschrieben! Wenn Harmonie eine Voraussetzung darstellt, um einen Einblick zu erhaschen, ist dann ihr Vorhandensein nicht eine Gewissheit, die sich bereits bei Zutritt ergibt? Und wenn kein Gleichklang vorhanden ist, können wir überhaupt irgendetwas von dem anderen verstehen? Es bleibt ein ewiges Geheimnis.
Wer weiß, vielleicht ist die Sachlage auch bei jedem Einzelnen anders, vielleicht ergeben sich unterschiedliche Vorgehensweisen, allein nur durch die Tatsache, dass jeder von uns ein eigenständiges Wesen ist …
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