Langsam trottete ich mit meinem Lieblingsfellknäuel von Lichtbogen zu Lichtbogen. Es war schon spät und niemand unterwegs. Nur die Kälte kroch heran, sagte „Hallo“ und ließ mich fröstelnd auch noch den letzten Knopf schließen.
Zwischen dem Eingemummelt-Sein, dem Herumstehen und Warten, schaute ich immer wieder hoch. Die niedrigen Temperaturen kamen nicht von ungefähr; keine einzige Wolke zeigte sich, aber dafür millionenfach Sternenkleckse. Manchmal huschte ein Undercover-Objekt hindurch, was aber nach wenigen Augenblicken ins nirgendwo verschwand.
Mit all dem Lampen-Streulicht um mich herum, sah ich nur wenig, aber das Wenige zog mich magisch an. Wie viel konnte ich entdecken, wenn ich auf eine Stelle starrte? Am Tage, hinter all dem Blau, den Wolken, dem Morgennebel und dem eigenen In-mich-gekehrt-Sein, fiel es mir schwer, dies Außen überhaupt wahrzunehmen.
Aber gerade jetzt, inmitten der tiefdunklen Nacht, verschob genau dies Außen den Blickwinkel, um das unglaublich Riesige bewusst in den Vordergrund zu stellen. Schlagartig verändern sich die Dimensionen der Meere, Wüsten und Landstriche; kleine gemütliche Ecken entstehen, denen nur Kissen und Decken fehlen. Bisher Großes wandelt zu sehr Kleinem.
Das Universum zaubert …

PHOTO by Zoltan Tasi on Unsplash
Wie gut kann ich die Menschen aus unserer Vergangenheit verstehen, die Stein und Bein auf eine flache Erde schworen. Es war ja das Produkt von dem, was die eigenen Sinne als echt bestätigten. Heute kennt jeder Bilder aus der Schule und Fernsehen oder hat selbst an einem Morgen im Flieger die Sonne hinter den Bogen der Erde aufgehen sehen. Es ist etwas, was wir mit den eigenen Augen als echt erkennen dürfen und deshalb überhaupt nicht mehr infrage stellen.
Die letzten Jahrhunderte haben viel erforscht und geklärt. So manches braucht deshalb nicht mehr diskutiert werden. Es gab andere Zeiten, aber genau das wird irgendjemand auch von der unsrigen sagen.
Da existiert ein Regler in uns, der tut, was er tun soll: Er regelt. Wir stellen ein und geben das Ausmaß vor. Das ist ganz unbewusst und wir könnten dabei schwören, alles ist Schicksal, alles ist gegeben und ein Teil der wirklich, wirklich vorhandenen Realität. Für den einen endet sie am Sofa-Rand und für den andere im Losgelösten von allem und keinem.
Menschen wollen mit den Sinnen erfahren: Übersinnliches? Da brauchen wir schon einen wackelnden Tisch. Magie der Zufälle? Da brauchen wir schon die überdimensionale Häufung und keine Schubladen. Energie in allem? Also, da wirds ganz schwer …
Wir sind so gestrickt und glauben erst, wenn wir sehen. Aber das ist nicht schlimm. Jeder besitzt andere Erfahrungen, andere Herangehensweisen an die Dinge und auch einen anderen Blick für das, was genau vor uns liegt. Das ist kein Hindernis, sondern ein Ergänzen, denn wir alle schauen, betrachten und untersuchen …
… am liebsten gemeinsam!

Deine Gedanken spiegeln wohl das, was wir alle täglich erfahren, aber nicht immer so deutlich wahrnehmen. Wenn sich vor unserem Auge etwas wiederholt, dann schalten wir schnell ab: kenne ich ja. Und so dringen die Wunder um uns herum gefühlsmäßig nur selten wieder neu ein, ausser man besinnt sich bewusst oder erlebt sie in anderem Blickwinkel oder auch in Gemeinschaft mit Anderen, und sei es auch nur ein Hund, dem ich versuche, die Welt zu erklären. (Meiner zumindestens hört immer ganz aufmerksam zu, wenn ich ihm die Sternenbilder erkläre.)
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Absolut, Werner! Es ist etwas, was wir ganz unbewusst handhaben, was uns als Mensch zueigen aber auch regelbar ist. Es gibt noch so viele offene Fragen, so viel, was uns unbekannt ist, so viel, was in der internen eigenen Bewertung viel zu kurz kommt. Ganz bestimmt können wir nicht alles immer und zu jeder Zeit berücksichtigen, da würden wir auch niemals der einzelnen Sache gerecht werden, doch manchmal wünschte ich mir von mir selbst, dass mir all das Wunderbare und Unglaubliche viel öfter in den Sinn käme. Ich arbeite dran! Vielen Dank für Deine Worte! Lieben Gruß, Christine
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Großartiger Beitrag. 👏
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Oh, danke Dir, Kevin! Ich freue mich! Lieben Gruß, Christine
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Ich weiß nicht, ob ich den Satz, daß der Mensch so gestrickt sei, daß er erst glaube, wenn er sehe, so unterschreiben würde, denn da fallen mir einfach zu viele Gegenbeispiele ein. Was ist beispielsweise mit den (gläubigen) Christen? Keiner der heute lebenden (gläubigen) Christen hat die Auferstehung Christi gesehen, und trotzdem glauben sie daran. Und die Auferstehung Christi ist immerhin der Dreh- und Angelpunkt ihres Glaubens!
Und Übersinnliches findet sich in unserer heutigen hochtechnisierten Welt doch reichlich: allein schon der für das menschliche Auge unsichtbare Mobilfunk ist doch eine alltäglich erfahrbare Übersinnlichkeit! Und trotzdem scheint niemand daran zu zweifeln, daß seine WhatsApp-Nachrichten und Gespräche am Smartphone nicht durch Magie, sondern durch unsichtbare hochfrequente elektromagnetische Wechselfelder übermittelt werden.
Außerdem handelt es sich bei der weitverbreiteten Meinung, die auch im vorliegenden Beitrag geäußert wird, daß die Leute früher geglaubt hätten, daß die Erde eine Scheibe sei, um einen falschen Mythos. Bereits Aristoteles hatte einen mathematischen Beweis für die Kugelförmigkeit der Erde geliefert, und dieser wurde sogar im Mittelalter an den Universitäten gelehrt! Ja, sogar die Kirchenväter Augustinus († 430) und Thomas von Aquin († 1274) waren der Auffasung, daß die Erde eine Kugel sei.
Interessant, wenngleich auf eine gewissermaßen ironische Art und Weise, ist der vorliegende Beitrag aber trotzdem allemal, da er quasi selbst durch die Fortstrickung beispielsweise jenes falschen Mythos von der flachen Erde die Wirkung des „Regler[s]“ vor Augen führt, von dem an zentraler Stelle in ihm die Rede ist!
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Vielen Dank für den Hinweis mit der flachen Erde! Das habe ich wirklich nicht gewusst. Dann ist doch mein letzter Satz auch wieder sehr stimmig:
Jeder besitzt andere Erfahrungen, andere Herangehensweisen an die Dinge und auch einen anderen Blick für das, was genau vor uns liegt. Das ist kein Hindernis, sondern ein Ergänzen, denn wir alle schauen, betrachten und untersuchen …
… am liebsten gemeinsam!
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