Einmal Milchstraße und zurück, bitte!

Langsam trottete ich mit meinem Lieblingsfellknäuel von Lichtbogen zu Lichtbogen. Es war schon spät und niemand unterwegs. Nur die Kälte kroch heran, sagte „Hallo“ und ließ mich fröstelnd auch noch den letzten Knopf schließen.

Zwischen dem Eingemummelt-Sein, dem Herumstehen und Warten, schaute ich immer wieder hoch. Die niedrigen Temperaturen kamen nicht von ungefähr; keine einzige Wolke zeigte sich, aber dafür millionenfach Sternenkleckse. Manchmal huschte ein Undercover-Objekt hindurch, was aber nach wenigen Augenblicken ins nirgendwo verschwand.

Mit all dem Lampen-Streulicht um mich herum, sah ich nur wenig, aber das Wenige zog mich magisch an. Wie viel konnte ich entdecken, wenn ich auf eine Stelle starrte? Am Tage, hinter all dem Blau, den Wolken, dem Morgennebel und dem eigenen In-mich-gekehrt-Sein, fiel es mir schwer, dies Außen überhaupt wahrzunehmen.

Aber gerade jetzt, inmitten der tiefdunklen Nacht, verschob genau dies Außen den Blickwinkel, um das unglaublich Riesige bewusst in den Vordergrund zu stellen. Schlagartig verändern sich die Dimensionen der Meere, Wüsten und Landstriche; kleine gemütliche Ecken entstehen, denen nur Kissen und Decken fehlen. Bisher Großes wandelt zu sehr Kleinem.

Das Universum zaubert …

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Wie gut kann ich die Menschen aus unserer Vergangenheit verstehen, die Stein und Bein auf eine flache Erde schworen. Es war ja das Produkt von dem, was die eigenen Sinne als echt bestätigten. Heute kennt jeder Bilder aus der Schule und Fernsehen oder hat selbst an einem Morgen im Flieger die Sonne hinter den Bogen der Erde aufgehen sehen. Es ist etwas, was wir mit den eigenen Augen als echt erkennen dürfen und deshalb überhaupt nicht mehr infrage stellen.

Die letzten Jahrhunderte haben viel erforscht und geklärt. So manches braucht deshalb nicht mehr diskutiert werden. Es gab andere Zeiten, aber genau das wird irgendjemand auch von der unsrigen sagen.

Da existiert ein Regler in uns, der tut, was er tun soll: Er regelt. Wir stellen ein und geben das Ausmaß vor. Das ist ganz unbewusst und wir könnten dabei schwören, alles ist Schicksal, alles ist gegeben und ein Teil der wirklich, wirklich vorhandenen Realität. Für den einen endet sie am Sofa-Rand und für den andere im Losgelösten von allem und keinem.

Menschen wollen mit den Sinnen erfahren: Übersinnliches? Da brauchen wir schon einen wackelnden Tisch. Magie der Zufälle? Da brauchen wir schon die überdimensionale Häufung und keine Schubladen. Energie in allem? Also, da wirds ganz schwer …

Wir sind so gestrickt und glauben erst, wenn wir sehen. Aber das ist nicht schlimm. Jeder besitzt andere Erfahrungen, andere Herangehensweisen an die Dinge und auch einen anderen Blick für das, was genau vor uns liegt. Das ist kein Hindernis, sondern ein Ergänzen, denn wir alle schauen, betrachten und untersuchen …

… am liebsten gemeinsam!

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