Pattern

Vielleicht hätte ich eine Bärin werden sollen, die sich rund frisst, hinlegt und wenn es wieder warm wird, mit einer schlanken Silhouette begeistert die ersten Primeln begutachtet. Also dafür wäre ich jetzt SEHR!

Ich mag mich nicht an die Kälte gewöhnen. Sie fängt mich ein, obwohl ich eine dicke Jacke trage und der große Winterschal zweimal meinen Hals umschlingt. Gibt es jemanden, der sich freiwillig an so etwas gewöhnen mag? Ich nicht. Wer will schon morgens die Frontscheibe des Autos kratzen müssen, steife Finger bekommen und dabei Gewissheit erlangen, es nicht mehr bis zur heißen Sitzheizung zu schaffen, weil man erfroren mit klagend erhobenen Armen in der Gegend rumsteht.

Die gesamte Natur scheint in ihren Träumen verschwunden zu sein und im Grunde wundere ich mich selbst, dass wir Menschen es ihnen nicht gleichtun. Ruhe und ein viel größeres Maß an In-sich-gekehrt-Sein haftet den Wintermonaten an, als sei es ein Spiegeln des wenigen Lichts, das nur sparsam den Tag beleuchtet.

Aber anstatt dem nachzugeben, tummeln wir uns gern in aufgeregter Buntheit, die uns nach dem Verblassen überrascht feststellen lässt, dass der Frühling fast vor der Tür steht.

Vielleicht sollte ich lesend und werkelnd vor dem offenen Feuer sitzen und endlich einmal beginnen, mich dem Winterlichen zu fügen und der Ruhe Raum geben; abwarten, bis das Wasser das Kräuseln nachlässt, um mit unverstelltem Blick den Grund zu erblicken.

So schaue ich in den grauen Himmel, der schon wieder tief herabhängt, als käme er ganz bewusst nah an mich heran, damit ich lesen kann.

Winter, ein Betrachten der in Wolken verborgenen Wünsche …

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Die Wintersonnenwende ist nur noch wenige Tage entfernt. Ein beruhigender Gedanke für mich und trotzdem … ist der Gedanke nicht nur ein Ablenken? Wenn ich dem Vorausdenken keinen Raum gebe, was würde an dessen Stelle treten?

Wenn ich keinen Mustern folge, sondern genau hier bin, genau da, wo ich halt bin, dann verändere ich bereits das, was in einem folgenden Moment kommen wird. Denn es wird nicht das sein können, was ich mir durch vorauseilenden Gedanken zurecht baue, sondern das, was darunter von ganz allein erscheinen würde:

Ein Geschenk.


Anm. z. Titel:

„Pattern“ engl. = Muster, in der Psychologie/Soziologie= (Verhaltens-)Muster, Schema, (Denk-)Modell