Lionheart

Mehrere eigenwillige November-Tage hinterließen in dem noch so kleinsten Winkel des Feldweges seine Spuren. Die Nässe schimmerte an Stein, Borke und Ast. Glitzernd reflektierte dadurch jeder noch so kleine Lichtrest, der sich wagemutig trotz der dichten Wolkendecke herumtummelte.

Die vielen Blätter unter meinen Stiefeln schienen frisch gefallen zu sein und bildeten eine weiche Matte, deren Aufgabe anscheinend darin bestand, alle Ecken und Kanten zu umfassen und abzufedern, als ginge ich über einen gerade eben gefertigten Weg für mich ganz allein.

Gedankenverloren betrachtete ich alles um mich herum und bemerkte dadurch erst spät die mir entgegenkommende Frau mit Hund.

Mein relaxt herum schnüffelnder Chapper verschenkte nur einen kurzen Blick und kümmerte sich weiter um seine Angelegenheiten, obwohl nun der andere Hund ihn starr fixierte und sich über alle Maßen aufregte.

Mit einem betroffenen Gesicht entschuldigte sich die Frau und hielt an, um uns vorbei zu lassen. So kamen wir ins Gespräch:

„Er hatte keine gute Vergangenheit, man hat ihn wirklich übel behandelt. Aber langsam wird es ein wenig besser mit ihm, drei Jahre ist er nun bei mir.“

Liebevoll streichelte sie die hochstehende Bürste am Rücken ihres Hundes, der sich mit jeder Berührung ein klein wenig mehr beruhigte, aber sich mit dem Entfernen ihrer Hand wieder auf uns besann und erneut laut bellte.

Ich betrachtete sie beide, diese miteinander Verbundenen, dort wo wir standen, inmitten der Zeit des Novembers.

Braucht es überhaupt mehr?

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Wie oft glauben wir, es müsse das Große sein, was wir durch unser Da-Sein bewirken?

Wie oft fragen wir uns: Was habe ich bisher getan? Was konnte ich beitragen? Wurde irgendetwas durch mich bewegt?

Wie oft zweifeln wir an dem, was wir im Moment tun? An dem, was wir von uns selbst nach außen geben und es dort scheinbar im Sande versinkt …

Und wie oft vergessen wir:

Still und leise sind wir ein Teil des großen Ganzen und berühren mit der Hand, mit einem Lächeln, mit unserem Tun oder einfach mit einem Nahesein das Gefüge der Welt.

Denn unser Herz lässt Saiten erklingen, deren Ton nie verhallt …