Es ist nur ein ganz unbestimmtes Gefühl. Etwas, was sich schwer zuordnen lässt, etwas, was aber dennoch nicht verschwindet, nur weil man zweimal hinsieht. Also ist es wichtig. Allein dafür sollte ich bereit sein, hinzuhören, hinzuschauen, hinzufühlen. Denn wer versteht, kann auch verändern oder einfach akzeptieren.
Jeder Schreiberling wird irgendwann damit konfrontiert. Ich habe nur keine Ahnung, wie andere damit umgehen.
Es ist die einfache Frage: Warum überhaupt? Warum dies tägliche Aneinanderreihen von Worten? Was ist das Spannende oder Erfüllende oder auch Sinnvolle, das das eigene Ich dazu bringt, sich in den ruhigen Stunden darin zu verlieren?
Es gibt Zeiten, die alles bieten: Ungestörtheit, Kaffee und ein Vertrauen darauf, dass die Welt Welt bleibt, was immer geschieht. Es ist dann ein Spielen im geschützten Bereich, als schaukle das Ich im verwunschenen Garten mit dem Blick ins Allumfassende.
Da wird mit dem undenkbar Wunderbaren, überraschend Krassen und verschnörkelt Schönen getändelt, das einfach vorhanden sein will. Aus dem Diffusen fällt es herunter, als seien es die verzauberten Schneeflocken des ersten Schnees. Wer möchte, kann schauen, wer nicht, kann es lassen.
Ohne darüber nachzudenken, werden dann diese losen Enden betrachtet, die durch Gedankenschlüsse, Abenteuer, Wissensfetzen und dem nicht zuordenbaren Unbekannten herüberflimmern. Denn all dies Wirbelige lässt uns nicht ruhen, bevor es nicht erfasst und ganz sachte verbunden wurde.
Es ist wohl das, was den Schreiberling ausmacht, dieser Hang zum Verknüpfen. Er vergeht nicht, nur weil die Gelegenheit zum Schreiben nicht gegeben ist; eher wird eine Lücke größer. Irgendwann ist das Ich wirklich besorgt, ob es dort nicht unbedacht hineinfällt; es muss dann springen, um auf der anderen Seite anzukommen.
Und das Springen verändert: Das Handwerkszeug wird kritisch betrachtet, da wird gesäubert, neu geordnet und neu erfunden. Es geht niemals um das Beiseitelegen, es geht immer um ein Anpassen an diese Leidenschaft, deren Form oft im unsteten, verrückten, bunten und emotional Katastrophalen ihren Ausdruck findet, im Überschwang zum Fliegen zwischen Können und Nichtkönnen, zwischen Himmel und Erde und zwischen dem, was ist und was sein könnte.
Nun gut, dann ist die Antwort ganz einfach:
Einmal Schreiberling, immer Schreiberling … oh man, schön!

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Anm. z. Titel:
Deshalb:
Einmal bis zum Ende der Straße … nur um zu sehen, dass es kein Ende gibt.
Christine on the road again, möchte man da sagen und ein klein wenig (ja!) in Ehrfurcht erstarren vor den wunderschönen Formulierungen wie „als schaukle das Ich im verwunschenen Garten mit dem Blick ins Allumfassende“.
Und das Schaukeln zwischen den Welten, dem Möglichen und Unmöglichem, dem Ist und dem Wie-könnte-es-auch-sein, dem Fassbaren und dem Unfassbaren, das ist wohl das, was uns reizt und was wir festhalten, in Worten speichern wollen, damit wir es irgendwann einfügen können als letzten Stein in das Legebild unserer Existenz.
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Vielen, vielen Dank, Werner! Ja, das Schreiben ist eigenwillig und herausfordernd, braucht Zeit sowie uns selbst und das ganz und gar, unter dem läuft nichts; das begründet wohl die Pausen … Worte „speichern“ und verbinden damit das oft Gegensätzliche der Welten, das gefällt mir sehr! Lieben Gruß, Christine
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Einmal damit angefangen, lässt einem, nein, ich sag besser mich, das Schreiben nicht mehr los. Es ist eine Möglichkeit, Dinge auszuprobieren und zu verändern, ohne die Konsequenzen gleich am eigenen Leib zu spüren. Bleibt die Frage, warum man diese Experimentierfelder so gerne mit anderen teilt.
Herzliche Grüsse, Tom
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Stimmt, „es ist die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren“ und ich würde sogar soweit gehen, dass es die Möglichkeit ist, diese Dinge überhaupt in einem klareren Bild zu finden. Für mich beginnt das Schreiben oft mit einem unbestimmten Empfinden, Gefühl oder Merkwürdigkeit, die sich irgendwo am Rande gezeigt hatte. Wenn ich anfange darüber zu schreiben, dann versuche ich es einzufangen und verändere solange die Sätze und Sichtweisen, bis das vergangene Ursprungs-Gefühl mit dem Lesen der eigenen Worte von sich aus entsteht, als baut man mit Legosteinen herum, bis etwas mit Wiedererkennungswert entstanden ist.
Mit Sicherheit könnte es dann in der Schublade verschwinden, aber man würde sich um die wunderbare Erkenntnis berauben, dass das eigene Wahrnehmen der Welt, dies Vorstellen und Herumspielen mit „Experimentierfeldern“ ebenso bei anderen existent ist, da werden sich die gleichen Gedanken gemacht, aber es wird halt unterschiedlich damit umgegangen. Was widerum aufregend ist, weil dies andere Umgehen dann immer eine Weiterführung der eigenen Überlegungen ist, es entstehen dadurch neue Impulse für einem selbst. Es ist im Grunde ein Sichtbarmachen von Energien, die in alle Richtungen verlaufen, denn jeder von uns ist ein Teil von etwas Größeren. Sehr cool. Danke Dir, Tom! Lieben Gruß, Christine
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