Der weiße Bauch der Schwalben

Klatschnass, aber ziemlich zufrieden, schaute ich kurz prüfend zum Himmel; zwischen all den dahinziehenden Wolkentürmen zeigte sich sogar ein Ministückchen Blaues! Es gab nur noch den leichten Wind, der große Wassertropfen von den Blättern schubste, als kombiniere er ein Lied, das den weiterziehenden Regenwolken gewidmet schien.

Ihr Wasser gurgelte noch lauthals in den neu erschaffenen Bodenrinnen, nahm Sand und Erde mit sich und glänzte als Kleid auf all den großen und kleinen Steinen, die nun sichtbar dem Auge entgegenblickten.

Begeistert ging ich immer wieder in die Hocke. Bernstein würde ich nicht finden, aber das war egal, ich liebte das Unentdeckte, das nur auf mich zu warten schien: Ich zog an Steinkanten, drehte Wurzelreste oder wog das Gewicht eines Steines und fühlte mich, als sei ich höchstpersönlich eine kalifornische Schürferin längst vergangener Zeit.

Mit dem Gesicht fast am Boden zeigten sich Pfützen wie unergründliche Seen, deren glatt gestrichene Wellen das Glitzern der Fische ganz nah an die Oberfläche holt. So sah ich im Augenwinkel eine Bewegung und schaute nach oben:

Völlig unbedarft, als wäre ich ein Teil des Weges, des Aufgespülten und Bunten, nutzten junge Schwalben den Luftraum zwischen den Bäumen. Sie überflogen mich so nah, dass ich sie hätte neugierig fragen können, woher sie kämen.

Mit geraden Schwingen durchschnitten sie die Luft, fanden Zwischenräume der Böen und umflogen sich gegenseitig, ohne auf mich zu achten.

Ich mochte mich nicht bewegen und verharrte, als wollte ich den ganzen Sommer hier knien. Sie schwirrten in einem exakten Maß, erfanden das geordnete Durcheinander und verblieben in nicht enden wollender Leichtigkeit.

Es hätte für mich ewig währen können, denn es fühlte sich wundervoll an, wenn die Seele genau das tat, was sie am liebsten tat:

Staunen.

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