Die Wärme des beginnenden Tages kam durch die weit offenen Fenster, floss über die Matte und blieb, als betrachte sie uns auf eine abwartende Weise. Denn da standen wir, konzentriert, als wäre die Stille des Momentes unser Ziel.
Mit einer gleichzeitigen kreisrunden Bewegung zogen wir unsere Schwerter und hielten sie weit seitlich hinter uns, als wollten wir sie voreinander verstecken. Ein merkwürdiges Gefühl, wenn Waffen dem Gegenüber bewusst nicht gezeigt werden. Spannung färbte das Tun, nur weil das Auge nicht alles im Blick hatte; der Puls schloss sich einfach an.
Synchron gab sich das Tun im Widerhall, als stünden wir vor dem Spiegel und betrachteten die Güte der Handhabung. Wer angriff? Wer den Impuls gab? Ich konnte es nicht sagen.
Aber etwas anderes schien unabdingbar seine Existenz in den Vordergrund stellen zu wollen: Sehr subtil und trotzdem sofort bemerkbar, empfanden wir das Ebenmaß. Dies Gemeinsame produzierte einen in sich ruhenden Widerspruch: Eine Art gespannte Harmonie erfasste uns, als entstünden Dur und Moll zugleich an einem Ort; das Wort Kampf gehörte fast nicht hierher.
Ohne ein verabredendes Nicken schnellten die Schwerter vor und trafen sich mittig. Ein besonderer Ton erlaubte die Einschätzung: alles stimmte. Wie zwei Magnete fanden sie zueinander und blieben fest verbunden, kein Klackern, keine Verrutschen und kein Verschieben der Achse; der absolute Kontakt verriet jede Veränderung des Drucks oder Ausrichtung mit einer Sicherheit, als bewegte sich der eigene Schwertarm.
Eine Minisekunde verharrten wir, um schließlich zugleich den eben gezogenen Weg zurück in die Ausgangssituation zu suchen, als wäre nichts geschehen.
Das stimmte aber nicht.

Im Beginn der dritten Kashima-Serie Aishin kumi tachi gibt es keinen Beginner, keinen anfänglichen Impulsgeber, sondern nur ein unerschütterliches Vertrauen, das den Weg beschreibt. Es ist ein „Schau mal, wie sich das anfühlt!“, ein „Ich zeige dir, wie ich bin und was mich ausmacht.“, ein bewusster Tauschhandel, der gegenseitig verschenkt und offenlegt; Wissen wird vermittelt und letztendlich genutzt.
Intensives Da-Sein ist nicht nur Usus, sondern Notwendigkeit, denn Empathie ist das Empfinden der Stunde. Wie kann ich erforschen, was der andere vorhat? Wann erfolgt eine Reaktion, ein Verlassen der Deckung oder der direkte Angriff?
Je näher wir unser Gegenüber in unsere Betrachtung einbinden und als Teil unseres Selbst erkennen, umso schneller erfahren wir eine Veränderung der Sachlage sowie das Maß an Intention und Intensität des anderen.
Es ist die Harmonie, die uns zeigt, wie sich die Welt bewegt.
ACHALAW
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Oh man, Du warst im Spam-Ordner gelandet und das habe ich eben erst gesehen … ich weiß leider nicht, was das Wort bedeutet, magst du es mir erklären?
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Es entstammt der Quechua-Sprache und bedeutet WUNDERSCHÖN
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Danke Dir sehr, Axel! Lieben Gruß, Christine
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