So, der Ort der inneren kosmischen Winkelbetrachtung ist wieder ein Stückchen weiter gerückt … und tata: Alles hat eine neue Farbe. Da steht dann das Ich und betrachtet mit hochgezogenen Augenbrauen die endlose Schlange der Fragen, die sich schnatternd in die Reihe gestellt haben:
Was ist unterhalb der eingepflanzten Muster, denen wir glauben folgen zu müssen? Was ist am bröselnden Rand der Konventionen, deren Richtung andere vorgeben? Was ist hinter den Idealen, von denen wir glauben, sie als das einzig Wahre suchen zu müssen?
Man selbst, mit dem Auge des Betrachters!
Schiebe ich das Lärmende an die Seite und richte meinen Blick an all dem Gewusel vorbei, dann fällt durch Stille hervorgehoben das weit Entfernte in das eigene Blickfeld:
Wer sind wir, wenn wir von den Sternen aus auf uns herunter blicken? Was leben und zelebrieren wir, wenn die Richtung nicht von außen vorgegeben wird? Und was erträumen wir uns, wenn die Farben neu gemischt werden wollen?
Epikur gibt mir immerhin einen Anhalt, um das vor mir Ausgebreitete in Kategorien einzuteilen; Güte und Wichtigkeit finden dann ihren bildhaften Platz: Die lebensnotwendigen Wünsche erklären sich selbst wie Kleidung und Nahrung und Sicherheit; das sind wichtige Dinge. Aber alles andere darüber hinaus? Die den Lebensumständen zuträglichen Wünsche, die mit einem Überfluss einhergehen, sind auch verständlich. Wer will nicht gut leben? Und übertriebene Wünsche wie Allmacht oder unendlicher Reichtum stehen so oder so nicht zur Diskussion.
Doch wenn ich meine eigenen Wünsche betrachte, dann haben sie überhaupt nichts mit diesen Kategorien zu tun. Also hilft der griechische Philosoph nur bedingt.
Was ist dann ein Wunsch? Ist es ein Erkennen einer Lücke, die wir schließen wollen, um uns ganz zu fühlen? Wenn dieses oder jenes mein Leben bereichert, dann ist alles gut oder dann ist der Himmel auf Erden perfekt? Also vermutlich?
Vielleicht ist ein Wunsch das Gefühl, als striche die Hand über ein kuscheliges Fell; ein Versinken in einer Vorstellung, die noch nicht existent ist und irgendwo hinter dem Horizont des Meeres wartet; wir bedauern dann nur die Tatsache, dass alle Boote bereits von anderen ausgeliehen wurden.
Da sitzen wir am Kai und bestaunen das Schöne, das weit entfernte Bunte, Unglaubliche, das mit der bloßen Hand nicht Greifbare. Es ist schön, denn es zaubert einfach so ein Lächeln, das wir ganz versunken zelebrieren.
Wir fühlen den warmen Stein der Mauer, hören das Klatschen der Wellen, das Kreischen der jagenden Möwen, schmecken das Salzige auf der Zunge und blinzeln mit dem Hellen der Sonne, das die Klarheit des Wassers in unser Innerstes spiegelt.
Wenn uns die Vorstellung genau an diese Stelle gebracht hat, dann fällt es wie glitzernder Sternenstaub auf unser Gesicht.
Denn wir stehen auf und schauen nach Holz, um selbst ein Boot zu bauen …

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Unzählige Wünsche begleiten uns. Je nach Erlebten haben sie diese oder jene Farbe, denn das Spektrum ist groß. Es ist oftmals schlichtweg ein dubioses Sehnen. Und genau da liegt der Hase begraben.
Dubios ist halt dubios und kann nur dubios etwas bewirken, nämlich nichts. Packen wir dies undefinierbare Etwas mit beiden Händen und formen aus dieser Masse etwas Konkretes; dann wird es zu einer Vorstellung, die alle Sinne beschäftigt. Es ist die Handlung vor der Handlung, denn es ist das Werkzeug des Spielemachers.
Wer der Spielemacher ist? Du bist es, er ist es und sie ist es und ich bin es … jede einzelne Seele auf diesem Planeten.
Auch diesen Beitrag von dir finde ich wieder sehr inspirierend, liebe Christine, vielen Dank dafür! Dieses „dubiose Sehnen“, das kommt mir sehr bekannt vor. Ein Sehnen, von dem mir nicht ganz klar ist, wonach. Ob es überhaupt ein konkretes Ziel gibt, das diese Sehn“sucht“ zufrieden stellen könnte. Und wenn ja, ob dieses Ziel nicht mehr in meinem Inneren liegt, als an fernen Stränden …
Herzliche Grüße von Maren
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Vielen Dank, Maren, für Deine Worte! Ich sehe es genauso. Dies Sehnen ist in uns und ich bin davon überzeugt, dass es uns anleitet, dass es uns weiter forschen lässt und auch weiter suchen lässt. Es gilt nicht zu vergessen, jeden Tag dafür zu nutzen, ein kleines Stückchen uns selbst näher zu kommen und mit dem was wir an Gaben besitzen neue Erfahrungen und neues Verständnis für die Welt zu finden. Sehnsucht ist kostbar, sie zeigt uns den Weg nach vorne. Lieben Gruß, Christine
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Wir sind Schöpfer*innen mit Herz und Verstand.
… manch Mensch auch mit einer natürlich~intakten imaginären luziden Nabelschnur.
Aus Imagination und Intuition enstehen Ideen.
Sie sind derartig!
… mehr als nur Phantasie und angelegtes Potenzial
… mehr als nur u.a. mächtige
~der Menschheit immer zur Verfügung stehende~
Werkzeuge … erschaffen wirkliche Veränderung
… so innerer Drang zur unaufhaltsamen Sehnsucht die nicht sucht wird
Die essenzielle Lücke zu füllen erfordert Mut, meist auch ein Hintersichlassen sgnt. scheinbarer Sicherheit, ist wie ein Auf⨤ Ausbruch in neue Gefilde … auch immer ein Abenteuer auf Terra Incognita.
Wer den Augenblick lebt, lebt für die Zukunft.
Das Unwissen und die Ungewißheit zu umarmen vermögen und können viele menschen nicht … jedoch wenn nichts wirklich sicher ist, dann ist alles möglich.
Es ist uns nicht gegeben, permanent in Ganzheitlichkeit zu leben, denn das würde Glückseligkeit via Stillstand bedeuten.
Sigilien sind Spiel … wirkliche Magie des-illusioniert
Herzlichen Dank für deine inspirierenden Worte
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Absolut! Es ist das Hineinfinden in etwas Neues; je klarer, deutlicher, bunter und auch ausgemalter wir dies in die Gegenwart holen, um so kraftvoller werden wir zu einem Magnet, der genau dies zu uns holt oder auch einfach uns selbst dort hinbringt. Wir schweißen damit unsere Erfahrungen mit einer Zukunft zusammen, die im Jetzt seine Verwirklichung findet; Zeit löst sich auf. Unser innerstes Streben findet dann seine Verwirklichung.
Ja, Ganzheitlichkeit will sich immer wieder erneut finden lassen. Ich bin davon überzeugt, dass sich auch diese genau mit diesem Prozeß gemeinsam mit unserem Innersten erneuert und verändert; wie eine Eierschale, die sich neu bilden muss und sich um unsere neue Form legt … Danke Dir, Axel und lieben Gruß! Christine
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Liebe Christine,

„Absolut“ ist all meinen Erfahrungen zufolge nichts, sogar rein gar nichts im menschlichen Leben. Absolutheit im Fühlen, im Geist, im Glauben usw. ist immer Annäherung … alles bleibt mal mehr mal weniger und auch mal winzig klein in der Relativität/ in der Zweiheit/ der Polarität und auch Dualität. Dass muß und kann nur so sein, denn sonst würden wir Menschen ja gar nicht wahrnehmen können. Mir kam, lang ist’s her, einmal der Gedanke, dass DAS was ALLES erschaffen hat, die Zweiheit erschuf um sich selbst wahrnehmen zu können … denn das geht in der Absolutheit, einer in sich geschlossenen Einheit nun mal nicht. Für mich ist der gesamte Kosmos damit durchtränkt … schwingt durch alle Zeiten und Räume.
Ich sehe es so: Ich weiß doch nur wer und wie ich bin durch den Spiegel meiner Mitmenschen, die mir meine Einzigartigkeit als Individuum (unteilbar aber mitteilungsfreudig*lach) aufzeigen. Sie lassen mich das und mich spüren … durch Diversität und Unterschiedlichkeit aufgrund anderer Lebenserfahrungen … wo wir uns gleichen und wo nicht.
Ich mag gerne ein klares Image posten was die Zeit (Zukunft/Gegenwart/ Vergangenheit) betrifft. Es bringt deine dbzgl. s.o. auf einen gemeinsamen Nenner/Punkt.
Du hast neulich etwas von mir gepostetes nicht veröffentlich … alles OK mit mir was das angeht, verstehe dich auch teils warum du so gehandelt hast). Dies hier paßt sehr gut zum Aspekt Zeit des Lebens
lieben Gruß!Axel
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Lieber Axel,
mein „Absolut“ war nun eher als ein zustimmendes Nicken gemeint 😀 das lässt sich auch schwer auf etwas Gehörtes in unterschiedlichem Maße verteilen , lach … und ich würde dir mit diesem auch deine nachfolgende Erklärung bestätigen wollen … die Zweiheit in der Dualität oder Polarität, dies Yin und Yang der Welt oder des kleinsten Dinges oder jedes Wesens, egal wo, wir finden sie in allem, das uns umgibt. Ich finde den Gedanken des bewussten Bezogenseins, als einen sehr nachvollziehbaren Aspekt. Aber ich glaube auch, dass es nicht der einzige ist. Diese Zweiheit besitzt meines Erachtens ebenso die Aufgabe durch ihre Bezogenheit Energien auszulösen oder besser gesagt Kräfte entstehen zu lassen, deren Einfluss wir immer dann bemerken, wenn wenn wir ein Teil davon sind oder wenn durch uns die Zweiheit wieder zusammen geführt wird. Es ist dann so, als haken wir auf der einen Seite ein Gummiband ein und ziehen es zur anderen Seite, um schließlich mit der Spannung Energien entstehen zu lassen.
Vielen Dank für das zugesandte Image! Es gefällt mir!
Ja, das stimmt. Es war ein wunderschön farbiges und sehr ausdrucksstarkes Bild für den ersten Blick und wäre es lediglich dieses geblieben, dann hätte es in meinen Augen wirklich sehr schön zu dem Text gepasst. Doch den zweite Blick, der das Hinterlegte preisgab, empfand ich als dunkel und beunruhigend, das war der Grund, warum ich mich dagegen entschied. Ich bin ein großer Fan von der hellen Seite des Lebens … Vielen Dank, Axel! Lieben Gruß, Christine
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Mir kam mal der Gedanke, wie glücklich wir uns schätzen dürfen, solange wir Wünsche haben. Das heißt doch, dass es etwas gibt, wonach wir streben, wonach wir auf dem Weg sein können, dass es etwas gibt, wodurch wir uns Bereicherung erhoffen. Wie arm ist ein Mensch, der so reich (an Geld) ist, dass er sich jeden Wunsch schon erfüllt hat und keiner mehr übrig bleibt,- außer jenem, dessen Erfüllung mit Geld nicht zu kaufen ist.
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Du hast vollkommen recht, Wünsche können uns in Bewegung bringen, so dass wir uns auf den Weg machen und ins Handeln kommen. Sie können uns helfen, nicht in einem Ist zu verharren. Danke Dir für Deine Worte! Lieben Gruß, Christine
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Dieser Beitrag passt doch perfekt zu unsrer kleinen Unterhaltung vorhin auf meiner Seite. Der Wunsch „ist oftmals schlichtweg ein dubioses Sehnen“. So ist es! Wenn wir ihn trotzdem in Worte packen, verlieren wir schnell die Wurzel unserer Verhaltens-„Regulation“. Entweder bleiben wir in Metaphern hängen und formulieren schöne Dinge, wie es Lyriker tun oder wenn wir psychologische Theoriebildung versuchen, landen wir notgedrungen in einem Sprachspiel. Sprache ist eben ein kognitives Instrument – folglich wird die Theorie der Motivation wie von alleine in eine kognitivistische umgeschrieben. Ich befürchte, nicht alle sind sich bewusst, dass sie in dieser (kognitivistischen) Sprachfalle sitzen.
„Was ist dann ein Wunsch? Ist es ein Erkennen einer Lücke, die wir schließen wollen, um uns ganz zu fühlen?“ Klasse. Das „Erkennen“ ist womöglich ein intuitiver Mechanismus. Eine Emotion erfüllt diesen Zweck direkter als ein „Gedanke“. Man kann den Wunsch auch als Abweichung von einem Idealzustand begreifen, also als homöostatische Variable, die aus dem Gleichgewicht geraten ist. Dann wird sie spürbar, z.B. als ein Gefühl von Fernweh, Liebesentzug, Angst, Mangel an Geborgenheit. Basale Wünsche, dennoch regeln diese unser Sozialverhalten. Wunschlos glücklich zu sein, bedeutet dann, die Systeme sind im Gleichgewicht – folglich tut man gerade nichts.
LG Tom
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Stimmt! 😀
Hmm, die Sache mit den Worten … sie haben unglaubliches Resonanzpotential. Wenn ich einen Text schreibe, dann gibt es zuerst ein Empfinden, etwas, was sich oft nicht wirklich in Worte fassen lässt. Dann startet der Weg, die Suche nach Formulierungen, die diesem Empfindungen Form und Farbe geben und wenn ich sie selbst lese, dann entsteht wieder ein Empfinden, das ich mit dem Ursprung vergleichen kann. Stimmen Anfang und Ende überein, dann stimmen die Worte. Der Mensch distanziert sich mit Worten von seinem Empfinden, um es erkennen zu können, als hielten wir es in der Hand und betrachten es, was dann wieder eine Aufnahme wäre, also Kognition. Das passt dann wieder zu Deinen Worten „Eine Emotion erfüllt diesen Zweck direkter als ein Gedanke“, denn die Emotion ist vor den Worten da. Aber ist das Wort dadurch eine Sprachfalle? Eine Falle besitzt keinen Ausweg, das Wort dagegen spiegelt unser Empfinden und gelangt durch ein Lesen wieder zu uns. Da ist ein Hin und Her, ein Austausch und Vibrieren …
„Wunschlos glücklich zu sein, bedeutet dann, die Systeme sind im Gleichgewicht.“ Das sehe ich auch so, wir befinden uns in Balance mit der Welt und uns selbst … aber ich hoffe doch, dass wir dann nicht nichts tun, sondern es aus vollstem Herzen genießen.
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Ja, danke für die Ergänzungen und die Korrektur. Natürlich geniesst man dieses Gleichgewicht, die Homöostase, die Übereinstimmung von Soll- und Istwerten. Man tut dann in der Regel nur insofern nichts, als man mit dem Zustand zufrieden ist und ihn nicht destabilisieren wollen würde. Wenn dieses Gleichgewicht während einer beliebten Tätigkeit erreicht wird, nennt man es ja auch Flow. Zeit und Raum lösen sich auf – für eine Weile bis sich neue Bedürfnisse in den Vordergrund drängen.
Sprache als Falle – nur dann, wenn man ihre Grenzen nicht begreift. Wenn z.B. eine psychologische Theorie über nicht- oder vorsprachliche menschliche Funktionen formuliert wird ohne zu merken, mit welchem Werkzeug man das tut und das sich hier ein Widerspruch auftun könnte. Man redet dann vielleicht mal eben locker über Unaussprechliches, als wäre es gar kein Problem.
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Das beschreibt es wirklich passend, „Übereinstimmung von Soll- und Istwerten“, ja so ist es „Zeit und Raum lösen sich auf“, der Mensch ist dann in sich schwerelos und zufrieden, hach, einfach toll! Ich danke Dir sehr, Tom! Lieben Gruß, Christine
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