Alles war vollgekrümelt: der Tisch, der Boden und ich selbst. Herumwirbelnde Späne hinterließen solche Spuren. Das machte aber nichts. Zufrieden strich ich mit Schleifpapier und Finger über den kleinen Fund. Stück für Stück zeigte sich nun die Veränderung. Mir war egal, wie lange ich dazu brauchte. Zeit überging mich so oder so, wenn meine Hände der Fokussierung anheimfielen.
Ruhig schaute ich auf das vor mir liegende Holz: Es war eine Sie, das stand schon einmal fest. Freundlich und wohlwollend betrachtete sie mich mit einem verschmitzten Ausdruck, während ich sie von einem Außen befreite, das sie noch teilweise verhüllte.
Intuitiv wusste ich, dass irgendetwas noch nicht stimmte. Hmm … ich stand auf, um mir einen Tee aufzukochen, zog dadurch an der Unterlage auf dem Tisch und mein kleines Werk fiel zu Boden. Ein leises Knacken und ich wusste sofort, dass etwas abgesprungen war. Erschrocken suchte ich die Teile zusammen und setzte mich wieder an die Lampe, um die Reste betrachten zu können.
Oh … mein Lächeln wurde immer breiter. Perfekt, so stimmte sie, einfach schön!

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Wie viel Leben billigten wir das uns Umgebende zu? Einem Baum, einem Gänseblümchen, einem Stein, einem Kunstwerk oder sogar einer fiktiven Welt? Wie viel durfte für uns ein Etwas sein, bis sich unser Weltbild gänzlich verschob und damit eine weitere Welle im Kosmos verursachte? Wenn ein „Alles“-mit-„Allem“ ein Bild unserer Welt darstellte, gab es dann nicht immer etwas, was wir berührten und damit verbanden?
Es gab Antworten: Frage einen Steinmetz, wie er seinen Block aussucht! Frage eine Malerin, warum sie diese oder jene Farbe genau hier aufträgt! Frage einen Förster, warum seine Hand an jedem Morgen die Borke berührt! Frage eine Schriftstellerin, wie das Verknüpfen der Figuren Leben in bunte Bilder fasst! Frage einen Menschen, was ihm sein Heimatort bedeutet …
Ein offiziell als Sache deklariertes Etwas besitzt etwas, was ihm charakteristisch zu eigen ist. Das ist unsere Erklärung für das „Wesen“ von Dingen.
Es galt nur noch zu klären, was sich zeigte, wenn wir das aufgeklebte Schild entfernten …
Darf ich vorstellen?

Sie ist wunderschön, liebe Christine! Würdig als Spitze eines Zauberstabes oder einfach nur zur Freude beim Betrachten ihrer schönen Ausstrahlung. Lieben Gruß, Angelika
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Oh, welch schöner Gedanke! Danke Dir sehr! Lieben Gruß, Christine
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Magisches Denken gilt den Schlauen einerseits als vorübergehende Kindheitsmarotte, andererseits stellen sie fest, dass die grosse Mehrheit der Erwachsenen von Fall zu Fall immer noch magisch denkt. Normalerweise können aber die Allermeisten ihre faktischen Alltagsprobleme doch erstaunlich rational lösen.
Ist die Magie also mehr ein so ein Steckenpferd, um der Ein-Öde des alltäglichen Lebens wenigstens zeitweise zu entfliehen? Ich weiss es nicht so genau, obwohl ich mich selbst bekanntlich als Magier sehe (Andrerseits, ein Magier muss seine Tricks schon sehr rational aufbauen, damit sie funktionieren). Nachdem ich jedoch Augenzeuge eines tomistischen Urknallphänomens geworden bin – und ich habe sogar das Beauty-Quark gesehen! – halte ich diese Welt nun für grundsätzlich nicht mehr rational erklärbar.
LG Hull
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Hallo Hull, all diese unglaublich spannenden Dinge (z.B. das tomistische Urknallphänomen), die in Deinem Umkreis so geschehen und durchdacht werden, sind doch schon mal ein guter Beweis dafür, dass ein Denken in Kategorien im Grunde ein falscher Ansatz ist. Sobald wir etwas mit einem Etikett versorgen, darf nur dies oder das dahinter stehen. Das ist ein gedanklicher Zaun, der nur schwer zu durchbrechen ist; wir bekommen dann nur das zu sehen, was wir erwarten zu sehen und nicht mehr. Unsere Zeit bietet so viele Freiheiten etwas durchdenken zu dürfen, neues wahrnehmen zu dürfen, auch wenn es auf den ersten Blick für so manchen altbekannt ist. Nur weil wir die Dinge nicht sehen können, heißt es nicht, dass sie nicht existieren. Das unglaublich Wunderbare und in meinen Augen absolut Magische sind die Dinge und Zusammenhänge, die wir erahnen, aber noch nicht wirklich erfassen und rational erklären können. Die Welt ist einfach phänomenal! Danke Dir und lieben Gruß, Christine
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Tja, ich habe mich wahrlich abgemüht bis zum Äussersten, um diese merkwürdige Welt rational zu begreifen. Ich habe sogar den Zufall hinwegdestilliert und ja, alle Kategorien durchdekliniert, was natürlich Unfug ist, ich weiss. Doch dann musste ich einsehen, im quantenphysikalischen Bereich, zumindest dort noch, wird der Zufall ganz dringend gebraucht. Unsere Welt hätte auf einmal Riesenprobleme ohne quantenphysikalische Zufälle! Und gerade wenn man diese traurige Erkenntnis mental am verdauen ist, geschehen solche Wunder, wie das von mir schon erwähnte TUP. Insofern stimme ich deiner Definition von Freiheit zu, wenn auch mit einer Portion Wehmut, denn etwas mehr Ordnung hatte ja auch gewisse Vorzüge, die nun verloren sind…
LG Hull
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Oh ja, „der Zufall wird ganz dringend gebraucht“, unbedingt! Wie man diese unvorhergesehenen Dinge, Situationen oder aufkommende Überraschungen auch nennen mag, wir haben sie nötig, um aus einem Ordnungsstreben heraus katapultiert zu werden. Ich gebe Dir recht, Ordnung ist etwas Gutes, denn es hilft die Gedanken nicht im Chaos versinken zu lassen oder anders ausgedrückt: eine äußere Ordnung verhilft zu einer inneren. Aber, NUR das eine oder NUR das andere wäre kaum auszuhalten. Wir Menschen brauchen die Balance in uns selbst, die Waage, die uns stabil und trotzdem lebendig hält. Was wäre der wohlige Moment in der Decke eingekuschelt, wenn ich nicht wüsste, wie es sich anfühlt, barfuss in der kühlen Frühe auf taufeuchten Rasen zu stehen? Was wäre das quirlige Zusammensitzen mit Freunden, wenn ich nicht wüsste, wie sehr mich die Stille in den Bergen ebenso verbunden fühlen lässt? Es gilt das zu erforschen, was Leben ausmacht, denn genau dafür sind wir hier und heute da. Lieben Gruß, Christine
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Ach, prima Dein Text, berührt mich sehr! Vielen Dank für das Vorstellen Deines Wesens! Liebe Grüße, Susanne
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Liebe Susanne, ich freue mich sehr über Deine Worte! Danke und liebe Grüße, Christine
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