Ganz nah dran …

Wie sieht es aus? Dies Geheimnisvolle, diese Essenz des Wahren, des absoluten Kerns, des Funkens unseres pochenden Herzens unter all dem Angenommenen und Verdeckten, das jeder in sich trägt? Ich gehe ja nicht so weit, dass ich wissen will, wo es sich befindet; das wird vermutlich ein ebenso geheimnisvoller Ort sein, wie die Cloud im Irgendwo, sicher und vertrauensvoll abgelegt, um sich zu entfalten, sobald es an der Zeit ist.

So stehe ich nachdenklich mit ausgestreckter Hand vor meinem inneren Bild. Es bräuchte nur noch einen Schritt und trotzdem zögere ich. Was geschieht, wenn es von mir berührt, das eigene Dasein durchfließt, als flechte es sich in die geschwungenen Muster der linken Hand, um für immer sichtbar vor meinen Augen zu liegen; unverrückbar und klar, sodass meine Halbwahrheiten der Realität kapitulierend zerbröseln?

Roter Sand umweht mich, denn vor meinen Füßen erstreckt sich der gewaltige Eindruck eines Canyons. Tief liegendes Wasser wirft glitzernd die Strahlen der Sonne zurück, als wollte sie mich von allen Seiten umfassen. Alles leuchtete und wartete auf meine Antwort.

Ohne wirklich darauf vorbereitet zu sein, begann ich intuitiv Dinge von mir zu werfen: Als Erstes fiel der Gedanke des Besitzes in die Tiefe, was auch bedauerlicherweise meine Lieblingsbücher umfasste. Der Schwung trug ihre Vision flatternd davon. Sie waren Äußeres wie alle Reichtümer der Welt; sie ummanteln nur.

Das Dahinter-Liegende rutschte sogleich in den frei werdenden Platz: Beruf und Bildung … ebenso ein Kleid, wenn auch ein buntes. Ich nahm es auf und konnte kaum meine Hände öffnen. Meine Güte! Tägliches Aneignen von Fertigkeiten und Sammeln von Informationen?! Davon sollte ich loslassen? Wie viele Tage und Stunden hatte ich daran gearbeitet!

Der Wind wurde stärker. Meine Haare verwirbelten, tanzten umher und versperrten die Sicht. Die vermittelte Leichtigkeit der Böen blieb, zupfte und lockte, bis ich es zuließ. Ich drehte meinen Kopf. Muster leuchteten auf und ein Lachen weckte mich aus meinen Gedanken. Etwas berührte meine Fingerspitzen …

die Welt

IHR!

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Wir sind sehr bemüht, unsere Fähigkeiten zu erweitern, um in einer Welt zurechtzukommen, die sich ständig verändert und neue Herausforderungen vor unsere Haustür kehrt. Vielleicht lässt es sich mit „lebensfähig sein wollen“ umschreiben. Etwas zu erlernen, warum auch immer, ist eine spannende Sache. Wir können üben, erweitern, ausbauen, aber auch einfach sein lassen, vergessen und nie wieder darauf zurückgreifen.

Doch dies Geschaffene, sei es Besitz oder Fähigkeiten, kann uns nur ein Gespür dafür geben, was uns in unserem Inneren ausmacht; wer wir sind und welche Gaben wir als einen wesentlichen Teil in uns tragen.

Legen wir einmal Äußeres beiseite, dann wird der Blick frei. Plötzlich liegt er da, dieser Weg, der nur eine einzige Person durchlässt; uns selbst!

Er ist sehr viel bunter, als wir es uns jemals erträumen lassen könnten! Er beginnt mit den ganz simplen Fragen: Wer bist du und was ist deine Aufgabe? Im Grunde ist es nur eine Frage, denn wenn ich die Antwort auf die erste kenne, ergibt sich daraus auch die zweite.

In jedem von uns schlummern Talente, die auf ihre Nutzung warten. Sie sind ein fest verwobener Teil unseres Selbst. Erst wenn wir diese benennen können, können wir sie auch im vollen Maße leben, was dann Leichtigkeit schenkt, als schwebten wir wie ein Kolibri vor einer duftenden Blüte im Lichte der Morgensonne.

Und genau dort, dort geschieht das unsagbar Magische:

Wir alle können uns wirklich und wahrhaftig unter einander SEHEN!