Etwas beschäftigte mich. Es suchte meine Aufmerksamkeit, als wiederhole sich eine Zeitschleife, die damit zu tun hatte, den Raum für eine Lösung zu schaffen. Dies Etwas grub sich in meine Wahrnehmung, als wolle es sagen: Hier bin ich und hier bleibe ich, bis du es begriffen hast. So sind manchmal die Herausforderungen: richtig penetrant.
Wenn ich das Prinzip des schrägen Schlags, Kesa Giri, betrachtete, zeigte es sich als eine völlig klare Angelegenheit. Doch nach dieser simplen Feststellung öffnete sich der Dschungel. Im Grunde bräuchte ich eine Machete, um den Fragen Herr zu werden; habe ich aber nicht. Dafür hatte ich aber meinen Körper, der autark und ohne irgendein Zutun Informationen sammelte. Völlig losgelöst suchte er für Zukünftiges. Manchmal erschien es mir, als besäße er ein Eigenleben und wollte sich auf keinem Fall einem Kommando unterwerfen, auch nicht dem meinigen.
Die ersten Schläge mit dem Schwert tönten noch überlaut im Ohr, betonten jede Bewegung, die sich in ihrem Nachhall auf sich selbst zurückwarf; wir begannen mit dem bisher Gelernten.
Konzentration führte das Ausprobieren, das Heranholen und Beiseitelegen und dem neuen Finden von kleinen Unterschieden. Unbemerkt verstrichen die Minuten und wurden zu Stunden.
Doch irgendwann verdichtete sich das Empfinden und das Außen wurde immer schmaler. Das Sichtfeld schränkte sich ein, als stünde ich in einem hellblauen Dunst, der mich einhüllte.
Es war die Farbe des Meeres an flachen Sandstellen, wie der Himmel an einem ersten warmen Tag oder wie die kleinen Federn des Eisvogels … denn es war die Farbe der Betrachtung und nicht des Tuns.
Ich bemerkte meine Erschöpfung und mein Nicht-Weiter-Können. Für heute war es eindeutig genug. Und trotzdem … ich freute mich …
die Farbe stimmte!

Feuer und Flamme! Leidenschaften führen uns in völlig ferne Winkel, die uns fremd erscheinen, als hätten wir uns verirrt. Doch einmal dort angelangt, wissen wir ganz genau, dass dem nicht so ist, denn es fühlt sich richtig an, so richtig richtig …
Dann steht man da und betrachtet alles durch diesen hellen Schein des Feuers, als hielte die eigene Hand die Fackel hoch und wir dürfen erkennen: Intensive Freude, Konzentration und Fokussierung brachte uns hierhin, anderes wird uns weiter führen. Neugierig schauen wir uns dann um, als wäre es der Rand der Welt. Ist es aber nicht.
Was sagte Sam? „If I take one more step, it’ll be the farthest away from home, I’ve have ever been.“
Es ist nur ein Schritt, der sich anders anfühlt, weil wir Bekanntes verlassen, auch dessen Regeln und Gesetze. Das ist überhaupt nicht schlimm. Wir wechseln nur das Element.
Anm. z. Titel: Zitat von Bruce Lee (1940-1973)
Anm. z. Text: Sam = Samweis Gamdschie in „Herr der Ringe“ als er zum ersten Mal die Grenzen des ihm bekannten Landes überschreitet.
Wie sagt der Volksmund: Wer nach Erfolgsrezepten kocht, bringt nichts Neues auf den Tisch.
LikeGefällt 1 Person
Den kannte ich noch nicht 😀 wobei ich als miserable Köchin sehr, sehr dankbar bin, dass es Erfolgsrezepte gibt, grins … die Arbeit mit dem Schwert, dies Zusammenspiel zwischen Körper, Geist und Außen, dies Erforschen von eigenen Grenzen, die eigentlich keine sind, erscheint mir -für mich ganz allein- dauernd neu, auch wenn es für andere überhaupt nichts Neues ist. Mit dem Erfassen des einen zeigt sich wieder etwas, das ich vorher überhaupt nicht sah und es ist nicht selten genug, dass das bereits Gelernte sich nur als ein Bruchstück von etwas ganz anderen entpuppt. Alles ist in Bewegung und das macht das Ganze so spannend für mich. Danke Dir, Werner! Lieben Gruß, Christine
LikeGefällt 1 Person
Ich verstehe ja leider gar nichts von Elementen, Schwertern und so, aber ferne Winkel und der Rand der Welt, das ist schon auch mein Ding! Nicht dass ich mich dort wirklich auskennen würde, aber andrerseits nur bis zum Tellerrand, das wäre mir dann doch zu wenig Aussicht – und Herausforderung.
Gefällt mir diese Konzentrationsübung. Liebe Grüsse, Tom
LikeGefällt 1 Person
Da sehe ich absolut genau so! Ab Tellerrand fängt das Spannende erst an 😀 und ich bin sehr davon überzeugt, dass überall -egal welches Metier- Neues und Aufregendes dort auf uns wartet! Danke Dir für Deine Worte, Tom! Lieben Gruß, Christine
LikeGefällt 1 Person