Alles ruhte: Das Schwert in meinen Händen, der Schwerpunkt in der Mitte und selbst die Zeit verharrte im Vierteltakt. Nur das Bewusstsein flatterte, als sei es ein Schmetterling, der unbedingt jeden Eindruck einfangen wollte. Es wanderte zu den Füßen, die die Textur der Matte blind hätten zeichnen können, es wanderte zu den Händen, die genau die Stelle kannten, die Ausgewogenheit versprach und es wanderte bis zu meinen Gedanken, die sich mit der Form beschäftigten, um jeglichen Rahmen abzutasten. Ein Wasserfall könnte nicht weniger intensiv sein.
Zwei gerade geschlagene Schwerter trafen mit einem lauten Ton aufeinander. Eines konnte seinen Weg fortführen, das andere nicht. Konzentration spannte den Fokus als umschlinge ein Silberfaden den Moment des Aufeinandertreffens. Der Widerhall des Schlages vibrierte in jeder Faser.
So sehr ich die Schwertarbeit genoss, die Bewertung des eigenen Handelns zeigte immer wieder Präsenz: Der Winkel stimmte nicht, der Körper folgte nicht als Einheit und die unterschiedliche Bewegung der Hände fügte sich nicht. Ganz schön viele Nicht-Sätze! Vermutlich könnte ich innerhalb weniger Sekunden eine beachtliche Liste aufführen, worin eine Verbesserung meiner Bewegung sinnvoll wäre.
Ich fragte einmal einen Lehrer, wie lange ich wohl brauchen würde, um all das umsetzen zu können, was bei seiner Führung des Schwertes erkennbar anders war. Er meinte, abgesehen von der Summe der investierten Stunden müsste ich erst die möglichen Fehler immer und immer wieder durchlaufen; es galt diese hinter sich zu lassen und das ging nur, wenn man sie durchschritt und erfühlt. Ein Lehrer könne nur helfen aufzustehen, das Gehen durch diese Aufgaben musste aber jeder selbst übernehmen.
Nun galt es, das auf sich zukommende Schwert aus der Bahn zu bringen. Das hört sich einfach an, ist es aber nicht.
Inmitten des Übens bemerkte meine Trainingspartnerin: „Nicht das gegnerische Schwert ist das Ziel! Es liegt darüber hinaus!“
Ich hielt inne und dachte darüber nach. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass ich auch noch morgen mit meinen Überlegungen hier stehen könnte und hätte trotzdem kein Ergebnis; es ließ sich nur praktisch finden.
So ließ ich los, das Bewerten, das In-Form-bringen und das Verbessern-Wollen; jedenfalls nahm ich es mir vor und versuchte es bewusst umzusetzen. Natürlich rutschte ich immer wieder in das alte Muster, doch ab und zu gelang es mir ein klein wenig, diese Gedanken beiseite zu legen, als schaute ich mal eben ganz vorsichtig um die Ecke. Und wenn es einmal gelang, dann sah ich den Raum, der es mir möglich machte, mein Ziel über die Schwertspitze hinaus zu finden. Es zog mich förmlich, als wäre das Schwert ein Teil meines Armes; ein eigenwilliges Gefühl, ein spannendes Gefühl, ein Gefühl, das ich fortan mit Sicherheit suchen würde, bis es ganz bestimmt irgendwann, nach all den durchwanderten Fehlern, einfach ohne Mühe da sein wird.
Ich freue mich darauf!

Die Wucht eines Schlages besitzt unterschiedliche Qualitäten. Natürlich ließe sich einfach mit Kraft zuschlagen, da kann ein Gegenüber auch kaum die Achse halten. Doch dies beinhaltet Grenzen, die nicht sein müssen und erschöpft unverhältnismäßig. Es gibt individuelle Dimensionen der Umsetzung, die viel weiter reichen. Der Unterschied zwischen einem rein physischen Schlag und einem, der aus dem Fokus einer inneren zielgerichteten Bündelung entsteht, ist immens. Er ist kein Naja oder ein Bisschen, er ist beeindruckend.
Vielleicht ist es genau das, was die Schwertarbeit mit seinen Eigenarten erschafft: Es zeigt deutlich die Zwänge, das Gefangen-Sein innerhalb von selbst gebauten Grenzen. Wenn ich es schaffe, diese loszulassen, dann öffnet sich die Tür und der Weg ist frei, um die Richtung vorzugeben.
So besitzt Freiheit seine zwei Seiten, die erst gemeinsam zu einer solchen werden können: Es gilt sich einerseits von dem Festhaltenden zu lösen, um den Raum zum Handeln zu erschaffen und es gilt im gleichen Zuge den eigenen Fokus auf ein Ziel auszurichten, sonst erstarren wir in der Bewegung. Vielleicht ist es vergleichbar mit einem Band beim Bodenturnen, das nur in der steten Bewegung die Figuren zeichnen kann; Stillstand ohne Fokus ließe es zusammenfallen.
Beizeiten mehr
WHOAsssshhhh … bin nu mal ᏕᎮᏋᏋፈᏂᏝᏋᏕᏕ ~ *ụ̴̴̾̀͟͡m̰̰̹͚̙̂ͦ͗͠f̰̰̯͕͊̃̊͞͞͞a͔͔̜̗̦ͩ̅̎l͖͖̰̝ͭ̀͘l͖͖̰̝ͭ̀͘*
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😀 😀
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Liebe Christine, Dein Einverständnis vorausgesetzt, habe ich mir erlaubt, den Text ab: „Es zeigt deutlich die Zwänge….“, für mich zu kopieren. Ich erarbeite gerade ein neues Bild und werde ihn mir an die Seite der Staffelei heften. Einfach, um bewußt über meine eigenen Grenzen hinaus, zu gestalten. Vielen, vielen Dank und liebe Grüße, Angelika
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Liebe Angelika, fühl dich frei 😀 da bin ich gespannt und freue mich jetzt schon auf dein neues Bild! Lieben Gruß, Christine
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