Kniend besprechen wir jede Kleinigkeit des Bewegens. Der Kampf in der unteren Etage ist nicht einfach, jedenfalls nicht mit langen Beinen; sie scheinen dann plötzlich an allen Ecken herauszustehen und lassen den Körper irgendwo zurück; der Angreifer bräuchte dann nur noch mit dem Zeigefinger an die Schulter zu tippen, den Rest erledigt die Schwerkraft.
Konzentriert hörte ich meiner Lehrerin zu: Zuerst wurde das Prinzip begutachtet. Wir kennen es im Grunde aus dem Alltag und das Neue lässt sich dort spielerisch einhaken; wenn man sich selbst die Zeit dazu lässt.
Mir erscheint das Ganze als riesige Aufgabe, gleich dem magischen Labyrinth bei Hogwarts, das das Geschick des darin Befindlichen auf den Prüfstand stellt. Nicht alle Wege sind leicht, aber es wird schließlich irgendwo einen ganz allein für mich geben; das habe ich jedenfalls beschlossen. Ich sehe mich mit gedanklich aufgekrempelten Gi vor der Aufgabe. Denn eines weiß ich genau, die Themen, die wir am liebsten vermeiden, schenken letztendlich nach Überwindung die meisten Bonbons.
Mit aufgestellten Zehen richte ich in der Hocke eine Seite der Hüfte nach vorn. Nun ging es darum, gleich einem gelenkigen Käfer mit der anderen Seite abzuwechseln. Wer nicht aufpasst, malträtiert dabei Hüfte und Knie.
Also, wie halte ich meinen Oberkörper? Wo liegt mein Schwerpunkt? Wann senkt sich mein vorderes Knie und was passiert gleichzeitig mit den aufgestellten Füßen? In welchem Winkel müssen sie stehen? Verlasse ich beim Vorwärtsbewegen überhaupt die Ebene? Welcher Fuß gibt den Schub? Und wie bekomme ich das überhaupt hin, die ganze Zeit meine Hacken so gut es geht zusammen zu behalten? Oh man …
All die Antworten wirbeln, fliegen durch den Sinn und halten mich für einen Moment bewegungslos. Körper und Geist stellen sich in zwei verschiedene Ecken, als wollten sie nichts miteinander zu tun haben. Wenn es schlimm kommt, wird mit viel Mühe ein Jägerzaun gebastelt. Dies Konstrukt ist aber kein selbstwachsendes Ungetüm, es wird errichtet, von mir selbst.
Hmm … Babys machen das nicht; sie umfassen den Finger fest und absolut und sind trotzdem völlig locker und entspannt. Sie tun einfach, ohne Wenn und Aber. Ihr Wollen entspricht dem Sein.
Vor ziemlich langer Zeit konnte ich das auch, dies unbedarfte lockere Zusammenspiel. Das Leben mit all seinen Anforderungen hatte es mich nur vergessen lassen. So werfe ich mich für diese Aufgabe ins einfache Tun und bin tatsächlich überrascht:
Die Pforte geht knarrend auf …

Wenn wir etwas möchten, dann gilt es, sich zu bewegen. Die Erinnerung wird uns helfen. Wahrnehmung und Reaktion sind nicht zwei verschiedene Wesen vom Mars.
Sie umtänzeln sich, wenn wir es wirklich, wirklich wollen …