Sei auf der Hut, ich bin entspannt …

Was im Grunde wirklich, wirklich zwischen Himmel und Erde geschieht, erscheint mir oft nicht fassbar. Manchmal streifen uns diffuse Auswirkungen unseres Tuns, manchmal verändert sich ganz konkret eine Sachlage und manchmal paralysiert uns der Widerhall innerhalb einer Empfindung. Egal, was es ist; wir können auf alle Fälle sagen: Da ist etwas anders …

Mit den Bokken in den Händen bildeten wir einen kleinen Kreis und fokussierten die Mitte. In einer gemeinsamen Vorwärtsbewegung schnitten wir in diese hinein, um dann wieder zurück in die Ausgangsposition zu treten. Das war der Rahmen. Die Aufgabe bewegte sich innerhalb dessen.

Die Vorgabe bestand darin, den Körper leicht, durchlässig und entspannt zu bewegen, obwohl ein starker intensiver Schlag entstehen sollte. Auch wenn es sich für mich eigenwillig anhörte, Gegensätzliches sollte sich verbinden. Mir schien es fast unmöglich. Wie konnte mein Körper etwas tun, was ein Einerseits und ein Andererseits zusammenfügte?

Also konzentrierte ich mich auf Bilder: Das eine war die Idee von Ruhe, Ausgeglichenheit und einem gleichmäßigen Atem in mir selbst, was meine Muskeln ganz locker werden ließ. Der Blick zur Mitte führte und mein Körper überließ sich diesem. Ich fühlte mich leicht wie eine Feder, die mit dem Fließen des Wassers ihren Weg fand.

Auf der anderen Seite stand das Bild, das das bereits vollendete Tun zeigte. Bevor ich mich bewegte, existierte schon der Schlag. Und wenn der Schlag in meiner Vorstellung bereits existierte, dann konnte ich ihn mir ansehen und in seiner Wucht empfinden und schließlich ausführen. Wahrscheinlich hatte Einstein völlig recht: Jegliche Zeit fand sich an einem Ort; Vergangenheit und Zukunft trafen sich im Jetzt. Der Rest war eine rein menschliche Betrachtung, um sich nicht von den Phänomenen der Natur völlig verwirren zu lassen.

Und zu meiner Überraschung gab es noch etwas Drittes: Das gleichzeitige Einschneiden in die Mitte mit diesen gegenpoligen Vorstellungen verband sich genau dort. Es besaß seine eigene Kraft, als führten wir dies Gegensätzliche von einem jedem zusammen in etwas Gemeinsames.

Als das Zählen unseres Lehrers mit dem Anheben seiner Stimme zum Ende kam, blieb mir fast die Luft weg; so sehr empfand ich das Ineinander-Verhakt-Sein und gemeinsame Agieren.

Warum die Dinge so sind wie sie sind, lässt sich oft nicht so einfach erklären. Das macht aber nichts … ich find sie trotzdem toll.

Erst wenn wir leicht und entspannt sein können, zeigt sich all die Energie, deren wir mächtig sind. Sie besitzt dann ein riesiges Tor durch das sie schreiten kann und kein Nadelöhr. Im ersten Moment erscheint uns das Zusammenführen von Gegensätzen unglaublich. Aber ist es nicht Yin und Yang, die miteinander zu etwas Großartigem werden?

Ziemlich sehr cool!