Da lang …

Wie nähert man sich einem Phänomen, einem Etwas, einem für mich sicher vorhandenen Mysterium, das im Grunde in meinen Gedanken keinerlei Definition besitzt? Oh man, da stehe ich vor einer umfangreichen Aufgabe, als hielte ich einen bunten Zauberwürfel in der Hand, dessen Lösung nur durch viel Geduld mit mir selbst und einem steten Üben erreicht werden konnte.

Es geht um den inneren Mittelpunkt in unserem Körper. Beim Aikido spielt das Zentrum eine sehr grundsätzliche Rolle, denn hierüber verläuft der Königsweg für jede Technik.

Als ich unserer Lehrerin bei einer genauen Demonstration mit dem Schwert zuschaute, erinnerten mich die vielen zu lernenden Facetten an einen gelungenen süßen Butterkuchen, der von der Handhabung während der Zubereitung und den Zutaten gleichermaßen abhing.

Die Zutaten bekamen wir von Tag eins an mitgeliefert, doch was wir damit machen können, galt es noch zu lernen. Ob wir diesem Geschenk die ungeteilte Aufmerksamkeit zuwenden oder nicht, treffen wir ganz allein. Im Grunde brauchen wir es nur auspacken und loslegen.

Jede Seele auf diesem Planeten besitzt zwei Dinge, die sie zu händeln hat: den Körper und den Geist. Wenn wir es schaffen, diese beiden in einer Einheit zu verbinden, dann öffnen wir eine Tür. Das ist kein esoterischer Kram, sondern schlicht und einfach eine Tatsache.

In meinen Bewegungen möchte ich den Energien folgen: Da sind die Impulse meines Gegenübers sowie Schwer- und Fliehkraft und paradoxerweise ihre Hohlräume, die mir den Weg zeigen, um damit ein Teil von Allem zu sein. Das hört sich gewaltig groß an … ich weiß, aber, das ist es auch!

Bisher ergreift meine Hand den äußeren Zipfel eines Hinweises, sodass sich ein winzig kleiner Hauch der Möglichkeiten aufblättert und wie der Sonnenaufgang am Horizont einen wunderbaren Tag verspricht. Der Blick zum Rand des Himmels fängt direkt in meinem Körper an, also beginnt meine Aufgabe auch genau dort.

Der Geist lenkt den Körper … und bevor ich in die Ferne schaue, gilt es, in mir selbst eine Einheit zu sein, die in einem ruhigen und kontrollierten Miteinander den nächsten Schritt wagt.

Viel zu tun …

„Hara“ ist das japanische Wort für Bauch. Es ist einerseits unser physikalisches Zentrum, indem wir durch richtiges Bewegen und Atmen, Gelassenheit und Entspannung erfahren können. Es ist aber auch der Ursprung des immer vorhandenen Ki in uns selbst; eine unerschöpfliche Kraftquelle, die wir nutzen können, wenn wir ihrem Weg folgen. Es entspricht einem Mit-Dem-Strom-Laufen, was dann dies Geschmeidige und Leichte in den Techniken bewirkt und sie unglaublich effektiv macht.

Es bedarf aber einer fortlaufenden Übung, einem Sensibilisieren, einem Erlernen und ist leider nicht mal so eben getan. Auch wenn es nicht einfach ist, es ist etwas Spannendes und Großartiges, das ein Kennenlernen über die Jahre mit jeder noch so kleinen Annäherung einen großen Effekt auf uns selbst besitzt; jeder Schritt, der diesen Teil unseres Wesens klarer werden lässt, verändert die Eigenwahrnehmung und dann den damit verbundenen Zugang zu anderen.


Anm. Titel:

Meine ganz persönliche Antwort nach dem richtig tollen Workshop am Sonntag mit dem Titel „Wo bitte gehts zum Zentrum?“.