Wunder brauchen halt ein wenig länger …

Eigentlich müsste der Boden vor mir aufgehen, der Mond die Sonne einholen oder Bäume das Gehen lernen; irgendwas Vergleichbares müsste geschehen, das meinem Empfinden entspräche. Das täte gut; es ließe dann mein Gesicht nicht so brennen, wie das fehlende Vermögen, unter fremden Augen Gelerntes zu zeigen …

Es war überhaupt nichts los. Nichts Wichtiges stand zur Debatte. Ich sollte nur kurz zeigen, was ich in den letzten zwei Stunden geübt hatte.

Von Gerade auf Jetzt veränderten sich wie fremdgesteuert die Sichtweise, das Wahrnehmen und das Gefühl für den eigenen Körper. Ob meine Hand griff, still hielt oder einfach nur existierte, oblag anscheinend nicht mehr meiner Entscheidung. Die Dinge geschahen einfach aus mir selbst heraus, als ziehe man den Stöpsel und tausend Gedanken drängeln sich mit Hurra durch ein Nadelöhr. Flaches Atmen multiplizierte den Effekt und alles ging schief.

Doch dann …

Hände auf meinen Schultern, Worte des Verstehens und das geschenkte Gefühl des absoluten Nachempfindens anderer fanden mich. Fremd war nicht mehr fremd, war es nie gewesen.

In solchen Momenten beginnt der Regenbogen vor den eigenen Füßen …

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Was immer wir uns selbst erzählen, nährt unsere Wirklichkeit. Sie ist in dem Moment eins mit der Realität, denn sie besitzt ihre Auswirkungen. Wenn wir damit aufhören, dann treten die dahinter liegenden Wahrheiten in den Vordergrund. So leicht es sich anhört, so schwer ist die Umsetzung. Doch Stück für Stück, Stein für Stein und sei es Kiesel für Kiesel lässt es sich verändern, daran glaube ich. Denn die Leichtigkeit des Seins ist der zutiefst natürliche, entspannte Zustand unseres Wesens. Er ist da, nur durch uns selbst verschüttet.

Gleich einem Schmetterling, der seinen Weg im Morgenlicht auf einer Lichtung erahnt, können wir ins Helle. Zeit wird dadurch schier endlos, scheint einem Traum entliehen und zeigt sich so zart wie das leise Klingen der ersten Sonnenfinger, die in der Frühe die Wasser-Perlen berühren:

Es ist des Lebens Entzücken, das uns dann Unvorstellbares entlockt.