Ich war aufgeregt, angespannt und neugierig und der Gedanke „hoffentlich kann ich das noch“ schlich sich irgendwo dazwischen; hibbelig wäre vielleicht die beste Beschreibung. In kleiner Runde begann heute unser erstes fast normales Training auf der Matte. „Fast“ beinhaltete einige Regeln, wie das Trainieren mit einem festen Partner, Distanz beim Meditieren und nur einem zugerufenen „Hallo“, aber immerhin!
Mit sperrangelweiten Fenstern fühlte es sich an, als säßen wir auf einer Wiese unter der Sonne in Gesellschaft verspielter kleiner Windböen. Inmitten dieses sommerlichen Rahmens erklärte unser Lehrer sehr genau die Elemente einer Technik. Selbst noch so kleine Bewegungsabfolgen besaßen unglaublich viele essenzielle Punkte. Manchmal erschienen mir diese zu berücksichtigen Aspekte, wie ein buntes Geflecht, das sich um den Aikidoka legte, um ihn dann zu führen. Tausend Fäden lenkten den Körper behutsam in die sich selbst tragende Handhabung, die keine Kraft benötigte.
Dies Leichte besaß aber Spielregeln. Es gab nur ein völliges mit ihm oder es würde sich verwehren. Eigenarten des Körpers, die sich der Handhabung nicht fügten oder ein Abspulen bereits konditionierter Bewegungen zerstörten viel zu leicht diese Fäden, wenn man nicht aufpasste.
So übte ich mit meiner Trainingspartnerin vor dem offenen Fenster und nahm jede hereinkommende Brise wahr. Wie ungewohnt war das eigentlich Gewohnte! Deshalb registrierte ich all die mir lieb gewordenen Kleinigkeiten, als füge sich ihre Existenz gerade in diesem Moment zusammen: das Weiche der Matte, das schwungvolle Gefühl beim Abrollen, das gemeinsame Lernen mit dem Gegenüber, im Augenwinkeln die Präsenz der anderen wahrnehmen, leises Lachen zu hören oder konzentrierte Stille und vor allem das Rascheln der Hakama … einfach schön!
Immer wieder rückte ich mich selbst zurecht; suchte den Fokus und die dafür notwendige Konzentration. Schließlich waren die Zeiten, sich wie eine Zehnjährige tänzelnd auf den gefühlten Tönen des Raumes zu bewegen, schon etwas her.
Das eine war das Vornehmen und das andere war das Umsetzen … als ich mich als Angreiferin immer wieder in die Rollen warf und ich dies Zurückfedern des Bodens einfach toll fand, da zeigte sich für mich die Unebenheit in meinen Überlegungen.
Ich würde es nicht einfach abstellen können. Ja, ich kann mich um Konzentration und Fokus bemühen, doch ich konnte mich selbst nicht mit einer Handbewegung wegwischen, nur weil ich etwas unbedingt lernen wollte. Das Leichte besaß Spielregeln, die nicht immer zu erkennen waren, nichtsdestotrotz waren sie vorhanden. Diese Fäden legten sich um den ganzen Aikidoka, um Körper, Geist und Seele und nicht bloß um einen Teil.
So konnte ich nur mit den Energien gehen, wenn ich mich selbst mitnahm, so wie ich heute in diesem Moment war … hibbelig mit einem Hang zum Herumtänzeln …
