We are just five miles from a feeling

Der Marktplatz wuselte wie in alten Zeiten. So manch einer bemühte sich um Abstände, doch irgendwie ging dies nur schwer. Früh am Morgen wich langsam die Kühle den ersten wärmenden Sonnenstrahlen und das alte Pflaster zeichnete wie blank geputzt einen Willkommensgruß in kleinen Quadraten. Unterschiedliche Händler sortierten noch an ihren Ständen, bauten auf, rückten zurecht, unterhielten sich mit Kunden, lachten und scherzten, soweit es das Stückchen Stoff zwischen Welt und Mensch zuließ.

Inmitten des Getrennten und doch gleichzeitig Gemeinsamen ruhte kaum Geglaubtes in einem verborgenen Winkel; unerkannt und doch präsent. Alle gingen daran vorbei und sahen es nicht, spürten es nicht. Jegliches Gefühl dafür, verirrte sich in der vergangenen wochenlangen Distanz. Dennoch war es da, nur gänzlich verdeckt.

Eine Händlerin mit weißem seitlichen Zopf, gekleidet in einer bunten Kleidung einer Gauklerin, blickte gerade zufrieden auf ihr Werk der letzten Stunde: Ein großes Regal mit unterschiedlichen durchsichtigen Behältnissen zeigte Bälle in jeglicher Farbe und Material. Sie wusste, ihr Stand war magisch für all die Kleinen und Junggebliebenen und im Grunde für sie selbst. Ihre Zufriedenheit über das Ergebnis der Arbeit legte sich förmlich um all das Bunte und ließ niemanden, der sie sah, unberührt.

Was wir erkennen oder was unerkannt an uns vorbei geht, ist im Grunde davon abhängig, auf welchem Punkt der Empfindungswelle wir uns gerade befinden: ob wir oben sind oder unten oder blind der Welt gegenüber stehen, weil wir gleich dem Knotenpunkt nur noch rotieren.

Mehrere Kinder probierten sich bereits mit den zur Verfügung gestellten Bällen aus. Sie alberten herum. Immer wieder verloren sie die hochgeworfenen Bälle und trotz der Schwierigkeiten schwebte ihre Freude wie bunte Ballons durch das zeitlose Spielen … bis ein Schrei die Welt anhielt.

Nur noch in Zeitlupe traf die Sonne auf Gesichter, nur noch langsam strich ein Jungverliebter über die Wange seiner Geliebten und das kindliche Lachen hing kaum verhallend in dem Moment des Morgens.

Mit einem unglaublichen Krachen fiel die Arbeit der Gauklerin und ergab sich dem Impuls. Gefangenes fühlte sich befreit. In alle Richtungen springend, entsagten die bunten Bälle jeglicher Schwerkraft und erkundeten nun mit neu gefundenem Elan selbst die hintersten Ecken des Platzes.

Inmitten des Geschehens zauberten sich Bilder: Gleich einem Fischschwarm, der sich bewusst den Strömungen überließ, fanden sich von einer Sekunde zur nächsten Menschen zusammen, bewegten sich aus der Gesamtheit heraus und fügten sich wieder unterstützend in das Miteinander. Gebannt folgte jeder Einzelne den intuitiven Wellen der explosiven gemeinsamen Energie.

Als die Zeit sich wieder in ruhigere Bahnen traute, stand das Regal an Ort und Stelle, jeder Ball besaß seinen Platz und selbst die Kleinen gingen zur Gauklerin, um ihr das Missgeschick zu gestehen.

Alles ist da, denn unsere Seelen tragen es tief verborgen mit sich. Und wenn wir es zulassen, kann es einem Jeden sagen: Was immer sein mag,

… I’ll be there.

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Anm. z. Titel:

Liedzeile aus „5 Miles“, James Blunt