Knisternd nickte mir das Feuer zu. Es hörte Gedanken und sah meine inneren Bilder. Lichterloh verwandelte es und züngelte mit den Farben gelb, orange und rot. Mein Gesicht brannte, obwohl die Kühle der Nacht bereits alles umfing, doch das machte nichts. Seit Stunden saß ich hier draußen und beobachtete; ich beobachtete jede Regung, jedes Verändern und Anderssein. Menschen waren neugierig, manchmal unfassbar gefangen von einem Gedanken, der einmal gedacht, die Gegenwart nicht mehr so zurückließ, wie sie vorher war.
Es gab viele Beschreibungen, die die Elemente durchleuchteten, ihr Wesen erkunden wollten oder ihre Nuancen in allen möglichen Kulturen einbetteten. Für mich waren Wasser, Luft, Erde und Feuer die Elemente aus denen alles entstand. Es wurde gesagt, dass in der richtigen Mischung des Lebens Anbeginn hier seine Quelle fand. Jedes Element barg etwas Wesentliches, ein nur bei ihm zu findende Zutat. Ein Teil seines Selbst, das in der Summe etwas Größeres erschuf.
Vielleicht hingen meine Vorstellungen noch in alten Zeiten fest oder vielleicht galten die Sichtweisen der unterschiedlichen Philosophen alle gleichzeitig auf ihre Art, da Wahrheiten oftmals in aller Winde verstreut Fuß fassten. So hielten jegliche Überlegungen aus der Vergangenheit ihre Hand in die Gegenwart und berührten jeden, der auf sie zukam.
Ist nun all dies, was ich sehe, rieche, höre und auf meiner Haut fühle, alles? Wir Menschen sind mehr als Körper; wir sind auch Geist und Seele, die ebenso ihre Forderungen lautwerden lassen und dem Sog des Handelns ausgeliefert sind. Wir empfinden uns, sowie Tiere und Pflanzen, als Wesen, als selbstständige Einheiten mit Charakter und Stil. Doch darüber hinaus? Können wir einen Stein, einen Gebirgszug oder Fluss betrachten und sie als Geschöpf wahrnehmen? Was macht denn ein Wesen aus und vor allem: Existiert es vielleicht deshalb nicht in meiner Welt, weil ich es nicht sehen konnte?
Goldene Streifen umschlangen einzelne Scheiten, banden, zurrten und lösten sich wieder auf. Knisternd sprangen mir Impulse der heißen Luft entgegen, bissen meine Haut. Das Element nahm sich seinen Raum, füllte ein Oben und Unten, ein Links und Rechts soweit es konnte. Es ließ sich ungern bändigen und behauptete den Platz, dort wo es welchen fand. Mit Begeisterung zelebrierte es Selbstvertrauen und zeichnete mit seiner Intensität den Weg.
Bewegungslos starrend betrachte ich das Tanzen, das Wilde und kaum zu Bändigende des Feuers. Was ist mit dir? Siehst du mich vor dir sitzend und fragst dich vielleicht, wie du mich erreichen kannst?
Gibt es kleine Brücken zwischen allem, was uns umgibt? Gibt es diese unsichtbaren Verbindungstücke? Gibt es da mehr? Sahen wir die Dinge nicht, weil unser Bewusstsein noch nicht mit so viel Fantasie ausgestattet war?
Wassereinschlüsse aus dem gerade hinzugelegten Holz knallten und fanden ihren Widerhall in der dunklen Nacht, als riefe mir das Feuer zustimmend zu. Die Flammen vergrößerten sich, tasteten sich vor, kamen näher. Feuer war mutig, war ich es auch?
Ich hielt meine Hand ganz nah an die Flammen, aber mochte sie nicht berühren; ich mochte diese wohlige Wärme. Sie ist ein Ausdruck von Leben.
Wer weiß schon, wie viele Arten es davon gab?

An dem Abend nahm ich einige Bilder auf, um mich zu erinnern. Als ich sie später betrachtete, fiel mir fast das Handy aus der Hand, denn ich sah nicht nur die Flammen, sondern das Wesen des Elementes: frei, impulsiv und tanzend. Ihr auch?
Vielleicht ist es die Ewigkeit, die Alles miteinander verbindet?
Mit jedem Schritt verändern wir das Raum-Zeit-Gefüge, das Lodern des Feuers ebenso wie der Wind, der uns träumen läßt. Alle Strukturen bewegen sich, verändern sich, werden Teil eines Anderen, so wie wir uns in unseren Grundbausteinen ja auch ständig erneuern und im Grunde niemals die Gleichen sind.
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Alles ist in Bewegung, da hast du vollkommen recht und genau das erscheint mir dann auch als gutes Argument, dass nichts festgeschrieben ist. Jedes Ding, jede Sache kann in diesem Moment zu allem Möglichen werden, je nachdem was für Einwirkungen da sind und wenn es uns Menschen betrifft, was wir selbst dafür tun oder lassen. Ein spannendes Thema. Vielen Dank für Deine Worte, Werner!
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Wirklich wunderwunderschön und besonders kraftvoll geschrieben. Ich bin total berührt und sprachlos, liebe Christine. Alles Liebe, Sovely
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Danke Dir, Sovely. Ich sitze mit meinem ersten Kaffee bei geöffneter Tür und lese Deine Worte; jetzt macht es gar nichts mehr, dass die Sonne noch hinter den Wolken versteckt ist, ich sehe sie trotzdem … Lieben Gruß, Christine
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Da freue ich mich sehr, liebe Christine. Genieße den Start in den Samstag. Alles Liebe, Sovely
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Das mache ich 😀 Hab Du auch ein schönes Wochenende! Lieben Gruß, Christine
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Dankeschön 🙂
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Ein traumhafter Text, liebe Christine! Umarmung, Angelika
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Oh, danke schön! Umarmung zurück! 😀
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Fantasie vermag bezaubern & beflügeln.
Imagination via intuitivem Gewahrsein schöpft aus der essentiellen Gaenze.
………& Magie desillusioniert.
Gӕnsehaut hast Du mir beschert, …..inmittten langen Verweilens deiner Zeilen
Dazwischen, …..plasmatisches Schwingen einer *Eile mit Weile & Weile ohn‘ Eile* gleich
…. mich berührend, …ein überfliessendes Gefühl der Werdigkeit in Freuheit
~ ᏕᎮᏋᏋፈᏂᏝᏋᏕᏕ ~ nu …. in the meanwhile
4 a while
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DAS hört sich nun wunderschön an, danke Axel! Lieben Gruß, Christine
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