Jeder schaute schon einmal sinnierend aus dem Fenster eines fahrenden Zuges und fand sich gedanklich an einem anderen Ort; jeder verlor sich schon einmal in der Dämmerung zwischen dem Sehen und Fühlen; jeder stand schon einmal im Museum vor einem Kunstwerk, versunken im Detail. Wir blicken auf anderes, das scheinbar weit entfernt sich ganz nah anfühlt. Es sind angenehme Zeiten, es sind Zeiten ohne Zeit, die die Unebenheiten des Gemüts glatt streichen. Manchmal schreckt uns etwas hoch, ein Geräusch, eine Spiegelung oder ein anderer Mensch. Mit einem Seufzer des Bedauerns lösen wir uns und wenden uns wieder den Notwendigkeiten der Realität zu.
Diese Momente scheinen uns zuzufallen, als werfe jemand kleine Bonbons direkt in unsere Hände. Wir freuen uns und denken manchmal noch Tage daran. Gefällt uns etwas, dann würden wir es gern immer wieder haben wollen. Immer wieder, weil Schönes dies unbändige Gefühl des Lebendig-Seins in den Tiefen unserer Seele berührt. Wir wünschen uns ewigen Genuss, der uns nie verlassen möge.
Wenn es etwas ist, das für uns bekanntermaßen verortet ist, dann gehen wir dort hin, um es aus vollsten Herzen zu erfahren. Doch was mache ich nur mit den scheinbar Verwehenden, dessen Spuren schneller vom Wind mitgetragen zu sein scheinen, als ich deren Herkunft ermitteln könnte? Wo suche ich?
Wir leben als Mensch innerhalb einer Mehrdimensionalität der Erfahrungen: körperlich, mental und spirituell. Jede einzelne ist aufregend zu erkunden und beginnt bei uns selbst:
Körperlich erlernen wir ab Tag eins unglaubliche Fähigkeiten und wissen sie zu nutzen: gehen, laufen, sprechen, sehen, hören, schmecken, riechen, erschauern und lieben. In den letzten Jahrzehnten erfahren wir durch die Wissenschaft, wie wir unseren Körper nicht nur gut versorgen, sondern wie wir auch weitreichend seine Funktionalität verbessern und verlängern. Welchen Einfluss vernünftige Ernährung, Wasser und Sport besitzen, das ist jedem geläufig. Ein „Du bist, was du isst.“ kennt jeder.
Mit der Vermittlung von Bildung während der Erziehung, Schule und Leben beginnen die unglaublichen Möglichkeiten des geistigen Erfassens und des Schlüsseziehens; wir können Neues entstehen lassen und letztendlich täglich unser Wissen erweitern. Wir bereichern unser Leben mit einem Multiplizieren der Blickwinkel.
Diese beiden Dimensionen scheinen die Welt zu regieren und sie nie wieder hergeben zu wollen. Sie bestimmen mit aller Macht unsere Wirklichkeit, die durch die Jahrzehnte ihre Form bekam. Betrachten wir sie, dann sehen wir ihre Größe und ihre Einflussnahme auf das menschliche Dasein. Wer beide Dimensionen voll ausschöpfen kann, dem liegt ein riesiges Spielfeld vor den Füßen, um sich selbst zu verwirklichen.
Es gibt aber auch die dritte Dimension, diejenige, die durch unsere moderne Welt nur wenig in Erscheinung tritt, die spirituelle. Kritisch beäugt wird jeder, der erste Ansätze in der Auseinandersetzung mit dem dritten Teil unseres Selbst erforscht. Verschiedene Wege führen zum scheinbar vergessenen Teil. Welchen wir wählen, das ist je nach Charakter unterschiedlich; jeder kann ihn finden, heute, morgen, in ein paar Jahren oder im nächsten Leben.
Wäre es nicht logisch, wenn dieser dritte Teil nicht genauso überwältigenden Einfluss auf unser Dasein hat? Wäre es nicht absolut schlüssig, dass ein Erschließen dieses Teils für jeden Einzelnen eine unglaublich verändernde Wirkung hervorriefe? Wie wäre der Umgang miteinander? Könnten wir überhaupt noch Kriege führen? Könnten wir überhaupt noch gegenseitiges Leid ertragen?
Wir werden diesen Teil erschließen, irgendwann. Wir werden uns verändern, irgendwann und wir werden feststellen, dass unser Innerstes sich dann ganz anfühlt.
Anm. z. Bild: Photo by Darius Bashar on Unsplash
Ich erschließe gerade mein drittes Drittel 🙂 und ja, es ist nochmal eine neue Welt die sich da ausbreitet, die sich in die anderen beiden hineinstreckt und eigentlich schon immer da war, und in der sich so manche Antworten finden auf 2/3 unlösbare Fragen…
Mit vollem Herzen, Anna
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„… die sich in die anderen beiden hineinstreckt und eigentlich schon immer da war, und in der sich so manche Antworten finden auf 2/3 unlösbare Fragen…“ Danke, für diese wunderschöne Umschreibung! Das formuliert es einfach absolut! Lieben Gruß, Christine
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