Wie konnte etwas kontrolliert werden, das sich schlangengleich und blitzschnell durch tausend Orte und Zeiten bewegte? Unser Geist fächerte sich in alle Richtungen, sobald irgendein Impuls den Anlass dazu gab. Überall schien er zu sein, wie herbstlicher Nebel im Morgengrauen. Nichts hielt ihn auf, obwohl wir es manchmal so sehr wünschten.
Doch Gedanken in ein Gefäß zu drücken oder sie mit Grenzen zu umgeben, hieße, ihnen die Freiheit zu nehmen; wir schränkten sie gewaltsam ein, als stülpten wir etwas Absolutes über sie, gleich einem Gefängnis oder einem ausbrechenden Krieg oder einem ziemlich schlimmen Tag mit Leere, der nicht weichen wollte.
War aber Kontrolle nicht etwas Positives? War sie nicht ein unglaubliches Werkzeug, das wir ab Tag eins besaßen und stündlich daran arbeiten, um sie auszubauen und zu entfalten? Wie ein Messer trugen wir diese Wehrhaftigkeit mit uns herum, bei dem einen scharf und bei dem anderen stumpf. Bei mir steckte es wohl noch verpackt in der Umhüllung, sodass ich nicht erkennen konnte, in welchem Zustand es sich befand …
Es war das Zittern der Hände, das in ängstlichen Momenten nicht versteckt werden konnte; es war das nicht bewegen können, weil ich mich in der Prüfung befand und paralysiert von den mir selbst gestellten Anforderungen nur noch dastand, es war das Traurig sein für einen anderen, dessen Schicksal nicht aufhaltbar schien. „Warum“ war dann ein präsentes Wort. Allein die Antwort hinterließ mein Innerstes mit einem blinden Sehen. So fühlten sich Baustellen an, die sich in das Bewusstsein drängten.
Es durfte doch nicht sein, dass meine Gedanken den Körper bis zu einem Stillstand beeinflussten! Körper und Geist sollten eine Einheit sein; sie sollten zu gleichen Teilen etwas Großes entstehen lassen. Wie Yin und Yang, durchwirkt und ganz besonders!
Stand ich unter dem freien Himmel, dann entfaltete sich das Universum um mich herum. Der Mittelpunkt war ich, für mich. Trat ich einen Schritt beiseite, dann änderte sich überhaupt nichts, der Mittelpunkt im Großen und Ganzen war immer noch ich. Egal, wo ich stand, saß oder lag, immer war die absolute Mitte in mir. Das war etwas Stabiles, der Eine Punkt, ein variabler Anker des Seins. Durch Aikido wusste ich, dass er sich in meinem Unterbauch befand, ungefähr drei Zentimeter unterhalb meines Bauchnabels, das Zentrum eines jeden.
Dachte ich an diesen Einen Punkt, dann zog sich jeglicher Gedanke dorthin, als wirke genau hier eines der mysteriösen Schwarzen Löcher. Es vermochte die Welt zu verschlucken, also meine Welt. Konzentrierte ich mich darauf, entriss dieser Vorgang den Gedanken die Macht. Mein Körper schien befreit und konnte sich beruhigen. Soweit die Überlegung.
Jetzt ging es ans Ausprobieren …