Zeitmaschine

Beim Aufstehen merkte ich jeden Muskel; alles in mir bat ein wenig um Ruhe, jedenfalls ein kleines bisschen. Doch das machte nichts, denn es zeigte mir, dass ich an meinem Wochenende mit reichlich Bewegung durch die Welt ging. Dies übervolle Maß des Handelns schien jedoch nur ein Ausdruck für das Echo der vergangenen Stunden in meinem Kopf zu sein. Gefüllt mit den bunten, wirbelnden und unzähligen kleinen Momentaufnahmen folgte ich heute dem bereits Gesagten, dem bereits Gelebten und trotzdem Gegenwärtigen in meinen Gedanken, als stünde ich wieder an Ort und Stelle, um anderen Menschen ins Gesicht zu schauen, ihnen zuzuhören und mit ihnen zu lachen.

Zeit entschwand dadurch als unerheblicher Maßstab, denn die Wirkung legte ihren Stempel auf die Ursache und ließ dadurch beides gleichzeitig geschehen. Es war vergleichbar mit der Planung, am kommenden Tag einen Kuchen backen zu wollen; ich würde heute dafür einkaufen, um die fertige Leckerei am morgigen Tag genießen zu können. Hätte ich aber diesen Plan nicht, so würde ich nicht einkaufen; das geplante Endprodukt wirkte also auf den heutigen Tag. Was war dann zuerst da, das Huhn oder das Ei? Ich sah es, aber konnte es kaum begreifen, denn das Messen der Zeit begleitete mich schon so viele Jahre.

So warf ich mich heute mit viel Elan in all die simplen To-dos des Alltags, um dem Schwingen der unzähligen Bilder Raum zu geben. Ich wollte nicht lesen, ich wollte niemanden besuchen, ich wollte das Sosein wie einen funkelnden Regenbogen betrachten und mit der Hand ergreifen.

Einfach, jetzt und überhaupt…

 

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Anm. z. Titel und Text:
Nicht mein Körper wird durch die Zeit geführt, als stünde ich auf einem Beam-Kreis in der Enterprise und freute mich auf die Entdeckung eines neuen Sterns. Mein Bewusstsein wandert, weil es übervoll den gespeicherten Momenten gerecht werden will. So kann ich an der Bushaltestelle stehen und eine Minute als eine Stunde empfinden oder aber auch mit allen Sinnen einen bereits vergangenen Moment nochmals nachleben, indem mein Körper durch die Bilder in meinem Empfinden die gleichen Hormone ausschüttet oder Gänsehaut bekommt oder ein seliges Lachen über mein Gesicht legt. Ich weiß nicht wie es abläuft. Vielleicht ist es vergleichbar mit meinem I-Pod. Wenn ich den Regler auf „on“ schiebe, höre ich Musik, es geschieht einfach, ohne dass ich irgendwie erklären könnte, wie es wirklich funktioniert. Zeit und Raum sind relativ, sagte Einstein. Warum glauben wir ihm nicht einfach?