Sag doch!

Eine Junge und ein Mädchen spielten auf dem Spielplatz. Beide kletterten gemeinsam auf dem Stamm der alten Eiche herum und überlegten nun, was sie am liebsten tun würden.

Er: „Ich geh zu den anderen Fußball spielen.“

Sie schaute ihn mit großen Augen an: „Willst du denn nicht mehr mit mir spielen?“

Etwas verunsichert betrachtete er ihr Gesicht. Irgendwie schienen sich dort dunkle Wolken anzusammeln: „Das habe ich nicht gesagt, ich wollte eigentlich nur mit den Jungs ein bisschen hin und her kicken…“

Das Mädchen schlug die Augen nieder: „Dann geh doch.“

Er betrachtete immer noch ihr Gesicht und sah die erste Träne, die sich verstohlen über die Wange einen Weg zum Boden suchte.

Er wollte sie nicht traurig sehen: „Na gut, dann bleibe ich.“

Angestrengt kämpfte das Mädchen gegen ihre Gefühle, doch sie freute sich nicht über sein Angebot: „Du willst doch viel lieber mit den anderen spielen, das hast du doch gesagt…“

Er: „Nee, das ist ok. Ich bleibe, wir können ja schaukeln, oder?“

Das Mädchen freute sich immer noch nicht: „Das willst du doch gar nicht. Sonst hättest du das doch nicht gesagt.“

Er: „Nee, ist doch ok. Was meinste?“

„Ich will nicht mit dir spielen, wenn du das gar nicht willst.“, sagte sie.

Er verstand nicht, warum sie nicht von seinem Vorschlag begeistert war. Es war doch nun alles gut.

Sie verstand nicht, warum er nicht begriff.

***

Es gibt ein Außen und es gibt ein Innen. Was macht uns denn zu einem Menschen, der in der Welt steht und seiner Seele freien Raum bietet?

Fällt die Wahl auf ein Außen, dann lässt es sich mit Sicherheit geschmeidig in das Leben anderer einfügen. Ein Puzzlestück kann dies auch, es hat einen geschwungenen Rand, der sich anschmiegt und mit den anderen ein großes Bild ergibt. Doch dieses Bild hat mit einem selbst überhaupt nichts mehr zu tun.

Fällt die Wahl auf ein Innen, dann darf das Kraftvolle in uns wachsen. Unser Herz lebt die Wünsche und Träume, die plötzlich miteinander verwoben gleich einem riesigen Kuppelfresko in einer Kirche über unseren Köpfen erscheint. Es verschenkt tausend wertvolle Eindrücke als immerwährende Grundlage für ein aufregendes Dasein, das ebenso mit anderen ein großes Bild ergibt. Doch dieses Bild ist ein Teil von uns selbst und gleichzeitig ein Teil von Vielen, die in einem Miteinander etwas ganz Neues erschaffen.

Mit wem möchten wir es zu tun haben, wenn Zeit gemeinsam verbracht wird?

***

Er dachte einen Moment nach, zog seine Augenbrauen zusammen und betrachtete sie ernsthaft: „Wir schaukeln jetzt, weil ich es möchte und nachher spiele ich mit den anderen, weil ich es auch möchte. Ist das ok?“

Sie schaute ihn an und lächelte. Das war in Ordnung.