Hattest du schon einmal das Gefühl, du gehst sehenden Auges in den Untergang? Du weißt vom ersten Gedanken an eine Tat, dass sie nicht richtig ist, aber dein Innerstes lässt dir keinen Ausweg, um das mächtige Rollen des Weltgefüges aufzuhalten? Ja?
Stell dir vor, du stehst in einem Raum mit einem einzigen Knopf, der mit dem Warnhinweis „Weltuntergang“ versehen ist. Was meinst du, wie viele Menschen diesen drücken würden, nur um einfach zu sehen, was passiert? Das Ausstrecken des Zeigefingers ist förmlich ein innerer Zwang, verbunden mit einer unerträglichen Ungewissheit. Das hält keiner aus. Natürlich verschwendest du in diesem Moment keinen Gedanken an die Folgen deiner Tat. Null. Diese entsetzlich brennende Energie der Ungewissheit frisst sich förmlich durch die Innereien ohne Rücksicht auf Verluste. Natürlich könnten an dieser Stelle die klugen Menschen mit erhobenem Zeigefinger kommen: Wo bleibt die Herrschaft des Geistes über den banalen Körper? Die haben gut reden. Ein Mit-Leidender kann niemals das Ausmaß des Schmerzes oder des innerlichen Terrors voll und ganz verstehen. Wenn du dir den Finger abschneidest, dann kann der Zuschauende keine Ahnung haben, wie sich das anfühlt. Er kann es nur vermuten und mit ähnlichen Erfahrungen vergleichen, denn das Mit-Fühlen hat seine Grenzen. Insofern stehen wir mit der Verantwortung für unser Handeln oder mit unseren Gefühlen alleine da. Um dem zu entgehen, beziehen wir manchmal gedanklich unsere Mitmenschen ein:
Wie oft begründen wir auch noch so abwegige Aktionen mit dem soliden Grund „Ich muss ja helfen, der andere braucht meine Hilfe!“. Verlierst du in dem Moment einen Gedanken daran, ob der andere diese Hilfe überhaupt möchte? Selten. Und nun? Sollten wir deshalb unsere Mitmenschen meiden oder unsere Zeit oder Gedanken an sie nicht verwenden, weil es manchmal ganz egoistische Beweggründe sind, die uns den Kontakt zu anderen aufnehmen lassen?
Ganz bestimmt nicht! Das Menschsein besitzt das volle Gefühls-Spektrum mit tausend Hochs und tausend Tiefs. Ohne unsere Mitmenschen hätten wir weder das eine noch das andere und könnten uns einmal im Monat abstauben. Oftmals sind es die Anderen, die uns korrigieren. Das ist gut so. Erst eine weitere Seele kann uns vom Drücken des Knopfes im leeren Raum abhalten. Die Anderen sind unser Korrektiv, aber auch oft unser Grund für ein Handeln.
Die offensichtliche Neugier bewegt uns, sie ist sozusagen die Schubkraft. Wir wollen nur einmal ganz schnell einen kurzen Blick in den nächsten Raum wagen. Ein Erwachsener mit einem Ü-Ei vor sich benimmt sich keineswegs anders, als ein Sechsjähriger, der einen kleinen Moment mit diesem spannenden Etwas allein gelassen wird. Bei uns Großen enthalten die Ü-Eier nur andere Dinge.
Neugier ist ein Werkzeug unseres inneren Baukastens. Sie verhilft uns zu neuen Einsichten, zu neuen Erfahrungen und ganz bestimmt auch zu neuen Wegen, die wir sonst überhaupt nicht erkennen würden. Wenn wir völlig erledigt auf dem Sofa liegen und der Gedanke uns nicht loslässt, ob gerade heute vielleicht beim Lieblingssport die wirklich coolen Techniken gezeigt werden oder vielleicht gerade heute genau die Leute da sind, mit denen solch ein Sportabend das reinste Vergnügen ist, dann gibt es keine zwei Meinungen, wir stehen etwas seufzend auf und greifen nach der bereits gepackten Sporttasche. Neugier ist dann unser innerer Antrieb, unser Start in eine neue Richtung. Auch wenn es sich noch so banal anhört: Jedes noch so kleine Handeln verändert nicht nur unseren Tag, unsere Gedanken oder auch damit uns selbst, sondern es gibt auch dem Universum die Möglichkeit, uns all die Fülle zu zeigen und zu geben, die ohne Ausnahme jedem geschenkt wird. Diese Fülle ist immer da, doch sie wird uns niemals schlafenderweise auf dem Sofa begegnen. Wenn wir einen Schritt gehen, wird uns die Welt mit unzähligen entgegenkommen.
Wollen wir zusammen gehen?
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